Neuzulassungen

Absatz von E-Autos schwächelt – und mit ihm der ganze Automarkt

Neuwagen am Hafen in Rostock.
Neuwagen am Hafen in Rostock. Imago / Imago
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Im März wurden in Europa um fünf Prozent weniger Pkw verkauft. Der Absatzeinbruch bei Elektroautos ist teils dramatisch: Minus 30 Prozent in Deutschland.

Wien/Berlin. Wien/Berlin. Die Liebe der Kunden zum Elektroauto ist in manchen Ländern Europas deutlich abgekühlt. Die Folgen spürt der gesamte Automarkt: Im März gab es in der EU bei den Neuzulassungen das erste Minus des Jahres. Mit einer Million Pkw wurden um 5,2 Prozent weniger angemeldet als noch im März 2023.

Wesentlich zum Minus trug der Einbruch bei den Neuzulassungen von Elektroautos bei (minus elf Prozent). In Deutschland beispielsweise, das die staatlichen Förderungen heuer zurückgefahren hat, wurden im März fast ein Drittel (28,9 Prozent) weniger E-Autos neu zum Verkehr zugelassen, als noch im März 2023. Das geht aus Zahlen des Branchenverbands Acea hervor, die am Donnerstag veröffentlicht wurden.

Unser nördlicher Nachbar steht mit dieser Entwicklung nicht alleine da. In Italien sanken die Neuzulassungen von E-Autos um 34 Prozent, in Irland um 41 Prozent, in Schweden um 34 Prozent, in Slowenien um 38 Prozent, in Finnland um 36 Prozent. In Österreich gingen die Neuzulassungen von Elektroautos im März 2024 um 8,2 Prozent zurück (auf 4657 Strück).

Zuwächse gab es für E-Autos dagegen in Belgien (plus 24 Prozent), Frankreich (elf Prozent) oder auch in Luxemburg (19 Prozent). Teils fantastische Steigerungsraten gab es in Zypern und in Ungarn. Wobei das Plus von 128 Prozent in Zypern in Stückzahlen am Ende 146 ausmacht (2023: 64 Neuzulassungen). In Ungarn wurden im März 2023 gesamt 1174 batteriebetriebene Pkw neu zugelassen, ein Plus von fast 81 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (650 E-Fahrzeuge).

Minus in 22 von 27 Staaten

Über alle Antriebsarten hinweg gab es im März in 22 der 27 EU-Mitgliedstaaten einen Rückgang bei den Neuzulassungen. Das Minus von 5,2 Prozent auf knapp über eine Million Neufahrzeuge erklärt der Verband auch mit den frühen Osterfeiertagen. Heuer lag Ostern im März, im vergangenen Jahr im April. Deswegen habe es schlicht weniger Verkäufe gegeben.

Unterm Strich steht im gesamten ersten Quartal 2024 in der EU noch ein Zuwachs von 4,4 Prozent auf knapp 2,8 Millionen Neuwagen. Das größte Plus bei den Neuzulassungen gab es in Italien und Frankreich (5,7 Prozent), gefolgt von Deutschland (4,2 Prozent) und Spanien (3,1 Prozent).

Bei den Marken blieb der Volkswagen-Konzern (unter anderem VW, Skoda, Audi, Seat, Cupra, Porsche) zwischen Jänner und März Marktführer in der EU. Mit 690.423 verkauften Neuwagen kam der Hersteller auf einen Marktanteil von 24,9 Prozent. Das ist ein knappes Plus von 1,1 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2023.

An zweiter Stelle steht Stellantis (u.a. Peugeot, Fiat, Opel, Jeep) mit einem Anteil von 18,9 Prozent (524.272 Pkw), auf Platz drei kommt die Renault-Gruppe mit einem Anteil von 10,3 Prozent.

Der chinesische Hersteller SAIC Motor (Marke unter anderem MG) setzte von Jänner bis März 2024 insgesamt 34.321 Fahrzeuge in der EU ab. Das entspricht einem Marktanteil von knapp über einem Prozent, aber einem Zuwachs von 44,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Die Schwäche des Automarkts und die mangelnde Nachfrage nach Elektroautos hat bereits Folgen. Nach der Ankündigung von Tesla-Chef Elon Musk Anfang der Woche, wonach man zehn Prozent der weltweiten Belegschaft (also etwa 14.000 Personen) einsparen will, berichten deutsche Medien von konkreten Sparplänen am Standort Grünheide in der Nähe von Berlin. Dort sollen 300 Leiharbeiter ihren Job verlieren. Das „Handelsblatt“ schrieb gar von bis zu 3000 gestrichenen Stellen.

Tesla hatte Anfang April Zahlen für das erste Quartal dieses Jahres veröffentlicht. Der Absatz sank demnach im Vorjahresvergleich um acht Prozent, die Produktion um 1,6 Prozent. Das Unternehmen hat nun die Preise für seine Modelle gesenkt. Tesla macht neben der insgesamt schwachen Nachfrage auch die oft günstigere Konkurrenz aus China zu schaffen.

56 Mrd. Dollar für Musk

Mitten in die schlechten Nachrichten kam am Donnerstag die Meldung, dass der Verwaltungsrat von Tesla dem Firmenchef einen Milliardenbonus auszahlen will. Einen ersten Anlauf dafür hatte es bereits Anfang des Jahres gegeben, eine Richterin erklärte den Bonus im Wert von etwa 56 Milliarden Euro aber für ungültig.

Die Bonuszahlung ist Teil eines Gehaltspakets aus dem Jahr 2018, das damals von der Aktionärsversammlung gebilligt worden war. Es sieht die Vergütung Musks in Form von Aktien vor, wenn bestimmte Unternehmensziele in einem Zeitraum von zehn Jahren erreicht werden.

Diese Ziele wurden erreicht, daher stünden Musk die Aktien im Wert von 56 Milliarden Dollar zu, erklärte der Verwaltungsrat am Donnerstag. Offen ist, ob nun erneut ein Gericht einschreitet.

Die schlechten Nachrichten für die Autohersteller könnten für potenzielle Autokäufer gute Nachrichten sein. Die Unternehmen werden mit Rabatten gegensteuern müssen, meinen Experten. Gerade bei Elektroautos werde es Preisaktionen geben. (red./ag)

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