Expedition Europa

Sie haben die niedrigste Geburtenrate der EU und sind sehr katholisch. Was ist in Malta los?

Die Gäste sind in den besten Jahren und haben andere Sorgen.
Die Gäste sind in den besten Jahren und haben andere Sorgen.Pond5 Images/IMAGO
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„Die Leute haben Hun­de und Katzen lie­ber“, sagt eine Frau, als ich sie frage, warum es in Malta so wenige Kinder gibt. Eine andere meint, es liegt daran, dass die Frauen Geld verdienen müssen.

Malta ist seit Jahren das EU-Land mit der niedrigsten Ge­bur­ten­ra­te, 2023 kamen nur noch 1,08 Kinder auf eine Frau. Noch weniger Kin­der werden auf der kleineren Insel des Malta-Archipels geboren, im ruhigeren, ländlicheren, langsameren Gozo. Viele überrascht das: Ist das nur per Fähre erreichbare Eiland nicht eine einsame Bas­tion der katholischen Kirche? Stellt Gozo mit dem 67-jährigen Ku­rien­kar­di­nal Mario Grech nicht einen An­wärter auf die Nachfolge von Papst Franziskus?

Hündchen ist dauernd zornig

Gozo, so stelle ich fest, das sind „Bauernhäuser“, die in den Anzeigen der Im­mo­bi­li­en­agenturen komischerweise mit Pool aufwarten. Das sind bei fast 600 Einwohnern pro Quadratkilometer dann doch suburban verdichtete beige Gas­sen, in denen die neuerdings meist von Indern und anderen Migranten gelenkten Öffi-Busse stecken bleiben. Und das ist ein Ma­xi­mum an aus­gestellter Hei­lig­keit mit zahlreichen sandfarbenen Kirchkuppeln. In der Hauptstadt Victo­ria/Ra­bat, in einer ita­lie­nischen Café-Bar, erstes Gozo-Frühstück. Die Gäste sind in den besten Jahren und ha­ben andere Sorgen. Sein Hündchen sei „sempre arrabbiato“, „dau­ernd zornig“, schalmeit ein Italiener. „Unserer ist genauso!“, zwinkert ein maltesisches Paar zurück.

Im vierten Stock eines Businessgebäudes, den er sich mit „Europe Di­rect“ teilt, rechnet mir der CEO der Handelskammer Gozo vor, dass die Bevölkerung von 2011 bis 2021 um 25 Prozent gestiegen ist. Die Zahl ausländischer Arbeitskräfte hat sich verneunfacht. Daniel Borg plädiert „holistisch“ für In­te­gration und Fa­miliennachzug der Arbeitsmigranten. Maltas Politik nennt der zweifache Vater „kin­der­freund­lich, Kinderbe­treuung ist völlig kostenlos“.

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