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Messertrageverbot: Was muss ein modernes Taschenmesser können?

Ein Messer, das mit beiden Händen geöffnet werden muss, wird vermutlich in der Hosentasche erlaubt sein.
Ein Messer, das mit beiden Händen geöffnet werden muss, wird vermutlich in der Hosentasche erlaubt sein.Imago/Zoonar.com/Luboslav Ivanko
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Der eigens gegründete Verein Messerverbot-Nein-Danke diskutiert den Entwurf des Messertrageverbots. Vieles ist noch offen, aber man wird wohl diskutieren müssen, was ein modernes Taschenmesser heutzutage können muss.

So ganz wissen sie nicht, was sie von der Sache halten sollen. Nur so viel: „In der politischen Diskussion wird das Messer als Waffe angesprochen, und zwar ohne irgendeine Unterscheidung. Und das finde ich einfach nicht korrekt“, sagt Andreas Lorenzi. Er hat eben mit Jan Schießwald und David Jaklin den Verein Messerverbot-Nein-Danke gegründet, um in der Diskussion um das neue Messertrageverbot mitzureden.

Ihre Motive sind freilich auch wirtschaftliche, „das möchte ich gar nicht verheimlichen“, sagt Lorenzi. Er führt im siebten Bezirk das gleichnamige Messer- und Schleifgeschäft. Nach eigenen Angaben ist es das älteste Messergeschäft in Wien. Es existiert seit 1835, mittlerweile in sechster Generation. Auch Schießwald hat mit The Sharp Knife Club einen Messer-Online-Shop.

Weniger schlimm als gedacht

Den ersten Entwurf des Gesetzes haben Lorenzi und Schießwald sich mittlerweile angesehen. Nur ganz zu einem Schluss sind sie noch nicht gekommen. „Ich weiß noch nicht genau, wie es gemeint ist. Es sind extrem viele Ausnahmen drinnen, und auch ein Befördern ist erlaubt“, sagt er. Die ursprüngliche Sorge war, dass „ganze Gegenstände ganz verboten wurden, das ist nicht passiert“, so Lorenzi.

Bisher stand Österreich, sagen die beiden, im internationalen Vergleich sehr liberal da. Verbote gibt es kaum. Springmesser, sagt Lorenzi, werden zwar als Waffen definiert, aber die Einschränkung sei nur eine Verwendung ab 18 Jahren. In anderen europäischen Ländern ist die Messerhandhabung viel strenger geregelt. In Deutschland etwa, in Italien oder Großbritannien. Dass diese Verbote dort allerdings nicht so viel bringen, das möchte der Verein in absehbarer Zeit mit Zahlen belegen.

Liberales Österreich

Obwohl Österreich, was Messer anbelangt, „eine der liberalsten Regelungen in Europa“ habe, sei gleichzeitig die Kriminalität niedrig. „Eigentlich waren wir immer das Paradebeispiel“, sagt Lorenzi. Und überhaupt: Wenn es um Gewalt gehe, dann müsse man sowieso das Küchenmesser verbieten. „Weil man das zu Hause griffbereit hat“ und die meiste Gewalt unter Familienangehörigen stattfinde, sagt Lorenzi. Nachsatz: „Das geht natürlich nicht.“

Die beiden wären jedenfalls bereit, ihr Expertenwissen einzubringen. Weil oft auch Juristen nicht die – zum Teil undurchsichtigen – Unterscheidungsmerkmale einzelner Messer kennen. Es gebe Einhandmesser mit Fixierung, ohne Fixierung, mit Kugellager und ohne, Springmesser mit einem Federmechanismus, bei einem Läufer kommt die Klinge seitlich heraus, und natürlich Taschenmesser, die sich nur mit zwei Händen öffnen lassen, nur um wenige Beispiele zu nennen.

Was ihnen sehr wohl auffalle, ist, dass man mit dem Gesetzesentwurf diskutieren könne, was ein modernes Messer sei und was nicht. Denn das Schweizermesser, das man mit beiden Händen aufmachen dürfte, falle wohl unter die Ausnahmen im Gesetz. Nur, sagt Lorenzi, „das Einhandmesser, also ein normales Taschenmesser, das sich mit einer Hand öffnen lässt, ist einfach die Klappmesserform des 21. Jahrhunderts“. Er glaube, „wenn die Schweizermesser heute ihren Betrieb aufsperren würden und nicht vor 140 Jahren, dann wären das genauso Einhandmesser“. Die Technik habe sich einfach weiterentwickelt.

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