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Was wurde aus dem Dokumentarfilmer Michael Moore?

So kennt man Michael Moore: Mit Kapperl, Brille und in schlabbriger Kleidung. Ein Bild aus dem Jahr 2007, er war zu Gast bei Jay Leno.
So kennt man Michael Moore: Mit Kapperl, Brille und in schlabbriger Kleidung. Ein Bild aus dem Jahr 2007, er war zu Gast bei Jay Leno.Imago / Via Www.imago-images.de
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Seinen Durchbruch hatte der polemische Dokumentarfilmer der Linken mit „Bowling for Columbine“. Nun wird er 70. Und poltert noch immer – in einem Podcast.

Michael Moore war 2016 einer der wenigen Menschen, die öffentlich den Sieg von Donald Trump bei der damaligen US-Präsidentschaftswahl vorhersagten. Im November will Trump, den Moore einmal als „unseren Frankenstein“ bezeichnet hat, wieder gewählt werden – und der Filmemacher ist naturgemäß auf den Barrikaden. Altersmäßig ist er übrigens gar nicht so weit entfernt von: Moore wird am Dienstag 70 Jahre alt.

Und der Filmemacher polarisiert weiterhin. Für die einen ist er ein Held, der die Welt radikal über die Probleme Amerikas aufklärt – und erneut den Kampf gegen Trump (an)führt. Für die anderen ist er ein linker Populist, der für seine propagandistischen Botschaften nicht nach der Wahrheit sucht. „Ich versuche nicht, einer breiten Zuschauerschaft zu gefallen, weil man dann immer alles verwässert“, sagt Moore. „Man muss sich nur selbst gefallen und daran glauben, dass andere Menschen da draußen dasselbe fühlen.“

Michael Moore bei der Wahlkampagne für Bernie Sanders 2020.
Michael Moore bei der Wahlkampagne für Bernie Sanders 2020.Jerker Ivarsson / AFTONBLADET/TT via www.imago-images.de

Der „wütendste Mann Amerikas“ kämpft eigentlich nicht in erster Linie gegen Trump, sondern für strengere Waffengesetze und Reformen im Sozial-, Schul- und Gesundheitssystem in den USA. Alles Themen, bei denen er und Trump fundamental gegensätzliche Positionen vertreten. Moore ist ein Radikaler, ein Getriebener und ein Ruheloser, der damit vielen Menschen auf die Nerven geht, aber auch Aufmerksamkeit auf seine Themen lenken kann wie nur wenige andere in der Branche. Kritiker werfen ihm immer wieder vor, Fakten zu verdrehen und sich in seinen Filmen vor allem selbst darzustellen.

Podcast „Rumble with Michael Moore“

Zuletzt veröffentlichte Moore 2018 den Film „Fahrenheit 11/9“ über den Zustand der Demokratie in den USA unter Trump. Ein Film, in dem er sich allerdings mit linkem Lagerkampf und Verschwörungstheorien verzettelte. Weit weg vom Erfolg des Films „Fahrenheit 9/11“ von 2004, in dem Moore seine Geschütze gegen George W. Bush abfeuerte. Es war der bis dahin erfolgreichste Dokumentarfilm der Geschichte. 

Seitdem äußert sich Moore hauptsächlich über Interviews, Newsletter und Podcasts. „Rumble with Michael Moore“ ist sein Podcast, den er 2019 startete, erst ein fröhliches Unterhaltungsformat. Moore traf etwa Robert De Niro, eine Folge wurde bei seinem Zahnarzt aufgenommen. Aber mit der Covid-Krise ging Moore zurück zu den Themen, die man aus seinen Filmen kannte. Es wurde polemisch und wütend.

Geboren wurde der Regisseur 1954 in der vom Autoriesen General Motors dominierten Stadt Flint im US-Bundesstaat Michigan. Seine Eltern arbeiteten für den Autohersteller. Fast 40 Jahre später sollte Moore seinen ersten Dokumentarfilm über den Niedergang seiner Heimatstadt nach dem Wegzug von General Motors drehen: „Roger & Me“ (den Trump übrigens mochte). Bis heute lebt Moore in seiner Heimat Michigan und hängt stark an der in weiten Teilen strukturschwachen Region.

Den weltweiten Durchbruch schaffte Moore mit „Bowling for Columbine“ (2002), einer Dokumentation über den Amoklauf an einer Schule im US-Bundesstaat Colorado, bei dem zwei 17- und 18-jährige Schüler zwölf Mitschüler, einen Lehrer und dann sich selbst erschossen. Die Debatte um Waffengewalt und schärfere Gesetze in den USA war damals noch ganz am Anfang, viele Menschen auf der ganzen Welt erfuhren erst von Moore mehr über das Thema.

Michael Moore 2003 - das Jahr, in dem er einen Oscar für<em> „</em>Bowling for Columbine“ bekam<em>. </em>
Michael Moore 2003 - das Jahr, in dem er einen Oscar fürBowling for Columbine“ bekam. Imago / Imago Stock&people

Moore gewann für den Film einen Oscar und sorgte bei der Verleihung für einen Skandal, als er den damaligen US-Präsidenten George W. Bush wegen des Irak-Kriegs scharf angriff. „Schande über Sie, Mr. Bush“, rief Moore - und wurde rasch vom Gala-Orchester übertönt. Den Krieg gegen den Terror und die Präsidentschaft von Bush kritisierte Moore auch in seinem nächsten erfolgreichen Film. „Fahrenheit 9/11“ wurde beim Filmfestival in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. In weiteren Filmen griff Moore später das US-Gesundheitssystem („Sicko“) und den Kapitalismus („Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte“) an. Auch seine Bücher, wie beispielsweise „Stupid White Men“, wurden besonders in Europa zu Bestsellern.

Was die Wahl im November angeht, ist Moore gewohnt pessimistisch, wie er zuletzt in seinem Podcast „Rumble“ betonte. „Wir wollen es nicht laut aussprechen, aber ich werde es tun, und der Grund dafür, dass wir besorgt sein müssen, ist, dass Trump schlauer ist als wir.“ (Ag./red.)

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