Die Bedrohung durch Russland lässt Polen, das Baltikum und Skandinavien näher zusammenrücken. Der Machtwechsel in Warschau ermöglicht eine Neuausrichtung der polnischen Außen- und Europapolitik.
Warschau/Wien. Dass sich die Abwahl der nationalpopulistischen Regierung in Warschau im vergangenen Herbst auf das Verhältnis Polens zur Europäischen Union auswirken würde, lag auf der Hand – schließlich hatte Jarosław Kaczyński, der Chef der nunmehrigen Ex-Regierungspartei PiS, seit Jahren bei jeder sich bietenden Gelegenheit gegen die angebliche Diktatur der Eurokraten gewettert und von deutschen Expansionsgelüsten unter dem Deckmantel der europäischen Integration fabuliert. Doch der Machtwechsel an der Weichsel und die Rückkehr von Donald Tusk in die Regierungskanzlei und von Jarosław Sikorski ins Außenamt scheinen mit einer Neuausrichtung der Außen- und Europapolitik einherzugehen. Überspitzt ausgedrückt zeigt der polnische Kompass nicht mehr ausschließlich nach Osten, sondern nach Norden und Westen – in Richtung Baltikum, Skandinavien und Frankreich.