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Wifo-Chef Gabriel Felbermayr: „Österreich wird ins russische Gas hineingetrieben“

Wifo-Chef Gabriel Felbermayr fordert mehr Solidarität von den deutschen Nachbarn.
Wifo-Chef Gabriel Felbermayr fordert mehr Solidarität von den deutschen Nachbarn. APA / APA / Georg Hochmuth
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Wifo-Chef Gabriel Felbermayr warnt davor, dass „Höchstpreise für Energie“ die Industrie aus Europa vertreiben könnten. Er fordert eine Reform des Strommarkts, ein Ende des Protektionismus und mehr Zusammenarbeit unter den EU-Staaten.

Wien. Nicht die hohen Löhne, nicht die ausufernde Bürokratie, nicht die scharfe Regulierung, sondern die „spektakulären Energiepreise“ in Europa seien der größte Wettbewerbshemmnis für die österreichische und deutsche Wirtschaft, sagt Wifo-Chef Gabriel Felbermayr. Zwar seien die Strom- und Gaspreise seit ihren Rekordwerten wieder etwas gesunken, verglichen mit den USA müssten Unternehmen in Europa aber immer noch sechs Mal so viel bezahlen, wie die amerikanische Konkurrenz. „Wir müssen verhindern, dass Europa zur Energie-Höchstpreiszone wird. Das würde die Industrie vertreiben, selbst wenn uns bei Bürokratieabbau und Lohnkosten etwas gelingt.“

„Wir haben in Europa Energiepreise, die schlicht und einfach zu hoch sind“, bekräftigt Hans Dieter Pötsch, Präsident der Deutschen Handelskammer in Österreich (DHK) und Aufsichtsratsvorsitzender der Volkswagen AG sowie Vorstandsvorsitzender der Porsche SE, anlässlich der DHK Jahrespressekonferenz 2024 in Wien. Das sei besonders heikel, da viele zukunftsorientierte Technologien sehr energieintensiv seien und Unternehmen in Asien oder den USA deutlich niedrigere Kostenstrukturen erwarten können als hierzulande. .„Die Wirtschaft braucht Energie, die verlässlich verfügbar und leistbar ist“, mahnt auch Thomas Gindele, Geschäftsführer der DHK ein.

Wifo-Chef beklagt „Wegelagerei“

Zur Lösung des Problems fordert Wifo-Ökonom Felbermayr etwa eine Reform des europäischen Strommarktes. So sollten fossile Kraftwerke, die nur im Notfall einspringen, nicht mehr den Preis für Wasser-, Solar- und Windstrom nach oben ziehen dürfen. Auch eine stärkere Zusammenarbeit der EU-Staaten in Energiefragen sei notwendig.

Genau hier aber hakte es zuletzt sogar zwischen den beiden Lieblings-Handelspartnern Deutschland und Österreich. So hebt die deutsche Regierung seit einiger Zeit eine Gasspeicherumlage ein, wenn Erdgas über das deutsche Netz nach Österreich geliefert wird. Diese Zusatzkosten sind Mitgrund dafür, dass der deutsch-österreichische Handel mit Öl und Gas im Vorjahr um 6,3 Milliarden Euro gesunken ist. Will Österreich russisches Erdgas ersetzen, sei das Land aber „angewiesen auf Durchleitung durch das deutsche Gasnetz“, sagt Felbermayr. „Österreich wird kostenmäßig in russisches Gas hineingetrieben. Diese Art der Wegelagerei muss aufhören“. Berlin habe den deutschen Unternehmen bereits signalisiert, dass es Gesprächsbereitschaft gebe, sagte Thomas Gindele. „Ich denke, da werden wir zeitnah eine Lösung sehen“.

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