Mein Donnerstag

Sekkiert mich!

Michael Ludwig, ein Wohlfühlpolitiker, zumindest beim Klimawandel.
Michael Ludwig, ein Wohlfühlpolitiker, zumindest beim Klimawandel. APA / APA / Max Slovencik
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Der Wiener Bürgermeister will im Alltag niemanden behelligen. Und wenn es gerade das braucht?

Ich bin wieder einmal genervt. Ganz prinzipiell von diversen Dingen: von meinen seit Monaten beleidigten Bändern am Sprunggelenk zum Beispiel; oder der plötzlichen Rückkehr der Speisemotten in meiner Küche. Im Speziellen und ganz aktuell aber von Wohlfühlpolitikern. Sie wissen schon: die, die ihren Wählern immer nur das erzählen, was sie scheinbar hören wollen, anstelle dessen, was es brauchen würde.

Jüngstes Beispiel: Michael Ludwig. Der Wiener Bürgermeister hat beim Parteitag der Wiener SPÖ am Wochenende seine umfangreiche Rede – die Details haben Sie sicher bereits in der „Presse am Sonntag“ gelesen – mit den Worten geschlossen, er wolle beim Klimaschutz nicht wie andere Parteien Menschen „sekkieren“, sondern klimarelevante Maßnahmen, „ohne die Menschen im Alltag zu behelligen“.

Das klingt ja schön. Und gut. So richtig zum Wohlfühlen. Die Politik regelt das schon, wir können uns einstweilen zurücklehnen.

Bloß dass das eben nicht so richtig funktioniert. Dass die Politik bei der Umsetzung effektiver Klimaschutzmaßnahmen hinterherhinkt, brauche ich an dieser Stelle nicht extra zu betonen. Die Aussage Ludwigs hat aber auch aus anderen Gründen einen Haken: Mit Zurücklehnen wird es nicht gehen. Es herrscht ziemliche Einigkeit in der Klimaforschungscommunity darüber, dass neben einem technologischen Umbau und ambitionierter Politik für Klimaneutralität auch tiefgreifende Veränderungen auf gesellschaftlicher und individueller Ebene notwendig sind. Im Idealfall unterstützt durch eine Politik, die solche Veränderungen fördert und erleichtert.

Wohl oder übel werden Menschen auch im Alltag mit dem Klima behelligt werden. Bleibt nur die Frage, von was man sekkiert werden will: von immer gravierender werdenden Auswirkungen der Erderwärmung, oder von ambitionierten Politikern, die sich trauen auszusprechen, was es braucht?

E-Mails an: teresa.wirth@diepresse.com

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