Wien

„Das Phantom der Oper“ erstmals für Menschen mit Beeinträchtigungen

Das „Phantom der Oper“ - im Bild die Hauptdarsteller Lisanne Clemence Veeneman (als Christine) und Anton Zetterholm als Phantom - wird erstmals in einer speziellen Aufführung für Menschen mit Behinderungen und  Beeinträchtigungen zu sehen sein.
Das „Phantom der Oper“ - im Bild die Hauptdarsteller Lisanne Clemence Veeneman (als Christine) und Anton Zetterholm als Phantom - wird erstmals in einer speziellen Aufführung für Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen zu sehen sein. APA/Georg Hochmuth
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Das „Phantom der Oper“ wird an einem Abend erstmals als „Relaxed Performance“ mit weniger akustischen und optischen Reizen gezeigt, um den Musicalbesuch für Menschen mit Autismus und anderen Einschränkungen zugänglich zu machen.

Sogenannte „Relaxed Performances“ sind am New Yorker Broadway und auf Londons Musicalbühnen schon länger üblich. Nun probieren auch die Vereinigten Bühnen Wien (VBW) diesen Weg aus, um so Menschen mit Einschränkungen oder Behinderungen - etwa Autismus, Tourette-Syndrom oder ADHS - anzusprechen.

Zuschauer können kommen und gehen, wann sie wollen

Konkret wird im Raimund-Theater eine Aufführung des Musicals „Das Phantom der Oper“ als „Relaxed Performance“ inszeniert, und zwar am 14. Juli: Das Stück wird ident gezeigt, allerdings werden die akustischen und visuellen Reize, die viele Menschen mit Beeinträchtigungen überfordern und sie daher von einem Theaterbesuch abhalten, reduziert: So wird es weniger Licht- und Stroboskopeffekte geben, keine Pistolenschüssen und - Achtung, Spoiler - auch der Kronleuchter wird in der Inszenierung langsamer herunterfallen.

Darüber hinaus wird auch der Zuschauerraum während der Vorstellung nicht wie sonst abgedunkelt, sondern gedimmt beleuchtet bleiben. Wird es manchem Zuschauer doch zu viel, kann man jederzeit den Saal verlassen und auch jederzeit wieder zurückkehren, muss also - anders als sonst - nicht auf eine sogenannte „Einlasspause“ warten. Der Saal wird auch früher geöffnet, die Pause verlängert: Maßnahmen, um den Musicalbesuch möglichst stressfrei und ohne Hektik zu gestalten.

„Es wird eine etwas entspanntere Stimmung im Theater geben“, sagt VBW-Geschäftsführer Franz Patay: Der Abend am 14. Juli (der natürlich auch Menschen ohne Beeinträchtigung offen steht) sei ein Versuchsballon, den man evaluieren werde. Bewährt sich das Konzept, ist eine Ausweitung auch auf andere VBW-Bühnen (Ronacher, Theater an der Wien) denkbar. Apropos Ballon: ganz neu ist das Konzept nicht. 2004 gab es Theater für die Sinne. Eine Aktion zum 90. Jahrestag der Gründung des Gehörlosenbundes. Menschen mit Hörbeeinträchtigungen eine adaptierte Version von „Wake up“ von Reinhard Fendrich sehen und mit Hilfe von Ballons spüren.

Vorreiter im deutschsprachigen Raum

Man sei im deutschsprachigen Raum Vorreiter mit dem Relaxed-Format, das am Broadway oder in London bereits etabliert sei, so Musicalintendant Christian Struppeck. „Für uns alle ist das neu, aber ich bin überzeugt davon, dass das für alle ein bereicherndes Erlebnis sein wird“. (Weitere Infos und Karten hier)

Die Österreichische Autistenhilfe, die den „Relaxed Performance“ kürzlich mit den VBW vorgestellt hat, hofft, dass der Abend „ein Vorbild für andere Theaterhäuser“ werde. (APA/mpm)

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