Reisen mit Motto, einem Schwerpunkt, vielen Stars: Themenkreuzfahrten sind wahnsinnig beliebt und manchmal auch selbst ein bisschen wahnsinnig.
Als ich vor 16 Jahren eine Pressereise auf der Aidadiva machte, war das Programm durchaus originell: Die Wiener Philharmoniker fuhren mit, und sogar der berühmte Dirigent Zubin Mehta befand sich an Bord. Das Motto der „Kulturreise“ war „Meer und Musik“. Natürlich fiel mir gleich die Kapelle der Titanic ein, die bis zum Schluss Gute-Laune-Sound verbreitet haben soll. Ich fragte mich, ob die Philharmoniker im Notfall wohl ebenso mutig agieren würden, ja ob sie vor dem Untergang gar mit künstlerischen Spitzenleistungen über sich hinauswachsen könnten – doch angesichts des wunderbaren Wetters und einer Menge vollständig in H2O aufgelöster Eisberge fand sich keine Gelegenheit, das Gedankenspiel zu überprüfen.
Bei einem Zwischenhalt, in Barcelona, wurden wir in eine Konzerthalle verfrachtet und erlebten einen Auftritt des Pianisten Lang Lang. Von einem anderen, Livorno, wurden wir in eine Konzerthalle nach Florenz verfrachtet und erlebten einen weiteren Auftritt Lang Langs. Am letzten Abend fand die Versteigerung des Taktstocks statt, mit dem Zubin Mehta in Florenz dirigiert hatte, „oder mit dem ich vermutlich dirigiert habe“, wie der Maestro einschränkte, „die geben mir das in die Hand und ich arbeite damit“. Ein Endpreis von 8300 Euro wurde erreicht. Der Dirigent kündigte an: Würde eine Frau den Taktstock ersteigern, käme noch ein Kuss dazu. Beides war der Fall.
Eigener Reisezweig
Alle schienen am Ende zufrieden, hatten sie doch nicht nur Kultur und Meer genossen, sondern auch eine besondere Reiseform. Sie hätten sich vielleicht weniger speziell gefühlt, hätten sie geahnt, dass Themen-, Fan-, Konzert- und Kulturreisen auf Kreuzfahrtschiffen der große Renner der beiden folgenden Jahrzehnte werden, ja einen eigenen Reisezweig bilden sollten. Dabei ist, ausgehend von der preislichen Demokratisierung der Schiffsreisen, die Sache nach unten hin inzwischen ziemlich offen. Etwas tiefer geht immer noch. Für die zugehörigen Fans ist das alles ja trotzdem das Größte!