Kommerzialisierung

Österreich: Weltraumtechnologie soll stärker auf dem Markt landen

Teile der Ariane 5-Rakete kamen auch aus Österreich. Nun soll ein wichtiger Schritt Richtung Serienfertigung von Weltraumkomponenten erfolgen.
Teile der Ariane 5-Rakete kamen auch aus Österreich. Nun soll ein wichtiger Schritt Richtung Serienfertigung von Weltraumkomponenten erfolgen.APA/AFP/JODY AMIET
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Als erstes von zwölf ESA Phi-Labs in Europa entsteht auf dem Flughafen Wien ein Innovationszentrum, wo Bahnbrechendes gelingen soll. Der Fokus liegt auf dem Bau von Satelliten und Raketen.

Vielleicht wird eines Tages hier etwas abheben, zumindest sinnbildlich. Diese Vision treibt jedenfalls Carlos Férnandez de Retana, Leiter des heute, Freitag, eröffneten ESA Phi-Labs Austria auf dem Flughafen Wien-Schwechat, an. Denn hier entsteht das erste von insgesamt zwölf Innovationszentren, welche die Europäische Weltraumagentur (ESA) in ihren Mitgliedstaaten einrichtet. Gefördert werden sollen angewandte Forschung und Unternehmensinnovationen im Bereich der sogenannten Upstream-Technologien: konkret der Bau von Satelliten und Raketen und dafür notwendiger Bauteile und Antriebe.

Fünfzehnmal mehr Verkehr

„Mich haben Innovationen, neue Technologien und sich verändernde Märkte immer interessiert. Der Weltraum ist mit zehn Prozent pro Jahr nicht nur einer der am schnellsten wachsenden Märkte, sondern er verändert sich auch signifikant“, sagt de Retana. Die Rolle privater Akteure im Weltraum nehme zu; zudem seien die Kosten für Satellitenstarts deutlich gesunken und der Verkehr im Weltraum werde sich bis 2030 verfünfzehnfachen. In dieses dynamische Geschehen stößt das neue, vom Land Niederösterreich unterstützte ESA Phi-Lab.

Der Trend gehe immer mehr weg von der Einzelfertigung, so Retana. „Der klassische Fall ist, wenn ein Unternehmen bereits einen Satelliten oder Raketenantrieb hat und ihn für die Kommerzialisierung verändern und in die Serienfertigung gehen möchte.“ Bis zu 500.000 Euro Förderung pro Projekt soll es dafür am Phi-Lab Austria geben – und zudem allerlei Know-how, etwa zu Schutzrechten, Nachhaltigkeit, Finanzierung oder technologischen Fragen. Auch ein Maker Space, also eine Innovationswerkstatt für Weltraumtechnologie, soll entstehen. Ziel der ESA ist es, ein Netz von Phi-Laboren in ganz Europa zu schaffen, deren Schwerpunkt auf bahnbrechenden Innovationen liegt, die vom Markt übernommen werden können.

»Wir werden unterschied­liche Schlüs­selakteure zusammenbringen.«

Josef Aschbacher,

ESA-Generaldirektor

„Während meiner Zeit als Direktor für Erdbeobachtung bei der ESA habe ich das Phi-Lab-Konzept zur Kommerzialisierung des Weltraums eingeführt, indem ich die Nutzung von Erdbeobachtungsdaten durch transformative und bahnbrechende Innovationen beschleunigt habe“, sagt ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher, ein Österreicher. Als Vorbild gilt ein Lab im ESA-Zentrum für Erdbeobachtung im italienischen Frascati. „Mit der Eröffnung des Phi-Lab Austria werden wir dieses Konzept auf alle Bereiche der Raumfahrt ausdehnen und Schlüsselakteure mit unterschiedlicher Expertise und unterschiedlichen Hintergründen zusammenbringen.“

Den gläsernen Turm verlassen

Die ESA Phi-Labs, die sich unterschiedlichen Themen widmen sollen, sind Teil der Kommerzialisierungsstrategie der ESA. Sie ergänzen die bestehenden BIC-Inkubationszentren in der Steiermark, Niederösterreich und Salzburg. Die Phi-Labs sind offen für Unternehmen, aber auch für Unis und Forschungseinrichtungen. Es gehe darum, aus dem gläsernen Turm herauszukommen und in der Community voneinander zu lernen, sagt de Retana.

Das Phi-Lab Austria wird von Accent, dem Hightech-Inkubator des Landes Niederösterreich, mit der Technologietransferorganisation Tecnet Equity und den Dienstleistungsunternehmen Brimatech und Enspace betrieben. Einreichungen sind in Kürze möglich, die Auswahl erfolgt im Juni. 15 bis 20 Projekte sollen in den nächsten vier Jahren unterstützt werden.

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