Wort der Woche

Land und Klima

Die Verbesserung der Treibhausgasbilanz der Landnutzung ist ein höchst komplexes Unterfangen, wie aus einem eben veröffentlichten umfassenden Bericht hervorgeht.

Die Art und Weise, wie wir Land nutzen, bestimmt unseren Treibhausgasausstoß mit. In Österreich sind die Land- und Forstwirtschaft direkt für die Emission von 7,0 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten verantwortlich. Gegengerechnet werden muss, dass der Landnutzungsbereich auch eine Kohlenstoffsenke ist: Vor allem wegen der Ausdehnung der Wälder werden jährlich 1,4 Mio. Tonnen CO2 gebunden. Unterm Strich steht die Land- und Forstwirtschaft damit für rund acht Prozent der heimischen Emissionen. Gleichzeitig zählt der Sektor zu den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Bereichen.

Es ist ein Gebot der Stunde, die Emissionen auch in der Land- und Forstwirtschaft zu senken. Dies ist allerdings ein höchst komplexes Unterfangen, wie man dem eben veröffentlichten Spezialbericht des Austrian Panel on Climate Change (APCC) „Landnutzung und Klimawandel in Österreich“ entnehmen kann, in dem rund 130 Fachleute das vorhandene Wissen auf mehr als 500 Seiten ausbreiten (Download-Link unter https://land.apcc-sr.ccca.ac.at/aktuelles).

Beim Durchblättern erfährt man Erstaunliches: So zum Beispiel, dass die heutigen Kohlenstoffsenken eine Folge des Raubbaus am Wald in früheren Zeiten sind. Erst durch das Aufkommen fossiler Energieträger ließ der Nutzungsdruck auf die Wälder nach, und auch die starke Produktivitätssteigerung in der Landwirtschaft (durch Maschinen, Dünger und Pflanzenschutzmittel) ließ die Waldflächen wieder wachsen. Das CO2-Bindungspotenzial nimmt allerdings laufend ab, sodass allzu große Hoffnungen auf eine deutliche Verbesserung der heimischen Treibhausgasbilanz illusorisch sind. Es führt also kein Weg an einer Emissionsreduktion vorbei – wobei gleichzeitig die Anpassungsfähigkeit an die fortschreitende Erwärmung erhöht und mögliche Gefährdungen des Wasserhaushalts und der Biodiversität vermieden werden müssen.

Das Herzstück des Berichts ist eine Bewertung möglicher Maßnahmen hinsichtlich Ökologie und Machbarkeit (Kosten, Konfliktpotenzial und technische Umsetzbarkeit). Das Ergebnis ist recht ernüchternd: Nur 18 der 97 bewerteten Maßnahmen sind demnach rundum empfehlenswert – diese finden sich vorwiegend im Ackerbau (z. B. vielfältige Fruchtfolgen, Mischkulturanbau oder organischer anstelle von Mineraldünger). Der große Rest der Maßnahmen hat entweder zweifelhafte Folgewirkungen (wie z. B. eine Verkürzung der Umtriebszeit in Wäldern zwecks erhöhter Biomasseproduktion) oder stößt auf große Barrieren (wie etwa ein Zurückfahren der tierischen Produktion).

Insgesamt kommen die Forschenden zu dem Schluss, dass „die landbasierten Emissionsminderungen nur einen begrenzten Teil der Gesamtemissionen ausgleichen können“. Allerdings betonen sie auch, dass alles, was möglich ist, unbedingt umgesetzt werden müsse – und dazu müssten die zahlreichen derzeit vorhandenen „Umsetzungsdefizite“ beseitigt werden.

Der Autor leitete das Forschungsressort der „Presse“ und ist nun Wissenschaftskommunikator am AIT.

meinung@diepresse.com diepresse.com/wortderwoche

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