Pizzicato

Mit Bonusmeilen nach Capri

Das Leben eines US-Außenministers ist selten ein Vergnügen - das Sich-Herumschlagen-Müssen mit Autokraten und Potentaten. Und eine Dienstreise mit Ehefrau ist eine absolute Ausnahme. Aber wenn schon, denn schon.

Immer auf Achse, immer im Flugzeug rund um den Globus hetzend, von Krisenherd zu Krisenherd, beschützt und begleitet beinahe rund um die Uhr, ein Sklave des Terminkalenders: Das ist das Leben eines US-Außenministers, der während seiner Amtszeit locker eine Million Flugmeilen sammelt. Antony Blinken ist auf bestem Weg, in den Klub der Meilen-Millionäre aufzusteigen und es Henry Kissinger gleichzutun. Innerhalb von sieben Monaten sieben Mal in den Nahen Osten zu reisen, das hat nur der rasende Chefdiplomat auf seinen Shuttle-Missionen der 1970er-Jahre zuwege gebracht.

Ein Vergnügen ist das selten. Es gibt anregendere Gesprächspartner als Xi Jinping oder Wang Yi, dessen Außenminister – oder wie die Autokraten dieser Welt sonst so heißen. Da sind die „Tough Cookies“ wie Benjamin Netanjahu, der so gar nicht nach der US-Pfeife tanzen will. Ganz zu schweigen von den Potentaten der arabischen Welt mit ihren seltsamen Riten und Sitten. Und dann erst der Saharastaub, der einen von Afrika bis Europa verfolgt.

Okay, um Check-in, Flughafen-Transport, Hotelbuchungen und Rundumservice muss sich Blinken nicht kümmern. Die Maschine, ein fliegendes Büro, ist geräumig genug, um eine Mütze Schlaf zu kriegen. Und zuweilen kann er mit den Bonusmeilen auch seiner Frau etwas bieten, wenn das G7-Treffen der Außenminister auf Capri über die Bühne geht. Ein Sundowner, wo die rote Sonne im Meer versinkt – da kommt ein wenig 007-Feeling auf.

E-Mails an: thomas.vieregge@diepresse.com

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