Krieg in der Ukraine

30 Tote: Die gefährliche Flucht vor dem Wehrdienst in der Ukraine

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskji, zweiter von rechts, wird von General Yuriy Sodol über die Operationen an der Front in der Donbass-Region informiert.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskji, zweiter von rechts, wird von General Yuriy Sodol über die Operationen an der Front in der Donbass-Region informiert.Imago / Handout/ukrainian Presidential
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Bei der Flucht über Flüsse und Berge ins Ausland seien 30 Männer gestorben, heißt es von Seiten des ukrainischen Grenzschutzes. Konsularische Services durch ukrainische Auslandsvertretungen für männliche Staatsbürger im wehrfähigen Alter sind derzeit gestoppt. Denn den Streitkräften geht das Personal aus.

In der Ukraine sollen seit Kriegsbeginn 2022 etwa 30 Männer bei dem Versuch ums Leben gekommen sein, sich durch illegale Flucht ins Ausland einer Einberufung zur Armee zu entziehen. Einige seien umgekommen, als sie einen Gebirgsfluss überqueren wollten, andere in den Bergen, sagte der Sprecher des ukrainischen Grenzschutzes, Andrij Demtschenko, der Nachrichtenagentur Ukrinform am Montagabend. „Jeden Tag gibt es Versuche, die Grenze illegal zu überqueren“, sagte der Sprecher.

„Die meisten dieser Versuche finden außerhalb der Grenzkontrollpunkte an der Grenze zu Moldawien und Rumänien statt. Die größte Zahl mit gefälschten Dokumenten wird an der Grenze zu Polen verzeichnet.“ Dem Grenzschutz zufolge starben allein 24 Männer bei dem Versuch, den Fluss Tisa an der ukrainischen Grenze zu Rumänien zu überqueren.

Schleuser: 450 kriminelle Gruppen aufgedeckt

Seit Beginn des umfassenden Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine im Februar 2022 habe der Grenzschutz etwa 450 kriminelle Gruppen aufgedeckt, die versucht hätten, Menschen über die Grenze zu schleusen, sagte Demtschenko. Von einigen Ausnahmen abgesehen dürfen ukrainische Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen, da sie nach dem herrschenden Kriegsrecht zum Kampf gegen die russischen Invasionstruppen eingezogen werden könnten. Anfang April hatte Demtschenko im staatlichen Rundfunk erklärt, dass im Durchschnitt jeden Tag etwa zehn Männer bei dem Versuch gestoppt würden, die Ukraine illegal zu verlassen.

Die nun veröffentlichten Zahlen der ukrainischen Behörden können als weiterer Versuch gewertet werden, wehrpflichtige Männer davon abzuschrecken, ins Ausland zu fliehen. Und sie unterstreichen den massiven Personalmangel der Streitkräfte, der mittlerweile drängender ist, als der Munitionsmangel. Das neue Mobilisierungsgesetz, das vor wenigen Wochen beschlossen wurde, ist in der Ukraine ist nach wie vor umstritten. Staatspräsident Wolodymyr Selenskij hatte bereits Anfang April per Dekret das Mobilisierungsalter von 27 auf 25 Jahre gesenkt. Allein diese Maßnahme soll der ukrainischen Armee Zehntausende frische Kräfte bescheren. Sie müssen allerdings zuerst einmal ausgebildet werden.

Kein Service mehr für wehrpflichtige Bürger im Ausland

Seit der vergangenen Woche hat die Ukraine konsularische Services für männliche Staatsbürger im wehrfähigen Alter im Ausland bis zum 18. Mai ausgesetzt. Die Regierung in Kiew begründete den Schritt mit der Kritik, dass Ukrainer im Ausland angeblich Hilfe vom Staat erwarteten, ohne ihrem Land im Krieg gegen Russland zu helfen. Sie versucht mit einer Rekrutierungskampagne mehr Freiwillige für den Kriegsdienst an der Front zu mobilisieren, wo die Armee zuletzt auch aus Mangel an Munition gegen einen zahlenmäßig überlegenen Gegner zunehmend unter Druck geraten ist. Die BBC hatte im November unter Berufung auf Daten zu illegalen Grenzübertritten aus Rumänien, Moldau, Polen, Ungarn und der Slowakei berichtet, dass fast 20.000 Männer seit Kriegsbeginn aus der Ukraine geflohen seien, um einer Einberufung zu entgehen. (APA/Reuters)

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