Gradmesser

Ein Wien ohne Wiener, ohne Autos oder Wind?

Weniger Autos, mehr Bäume in Wien? Unbestritten scheint jedenfalls, dass Wien im Sommer zu heiß ist.
Weniger Autos, mehr Bäume in Wien? Unbestritten scheint jedenfalls, dass Wien im Sommer zu heiß ist. Clemens Fabry
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Wenn man eine Sache an Wien ändern könnte, welche wäre das?

Neulich hat ein Bekannter auf Social Media eine Frage gestellt, die ich an dieser Stelle gerne weitergeben möchte: Wenn Sie eine Sache an Wien ändern könnten, welche wäre das?

Ohne behaupten zu wollen, dass diese Umfrage in irgendeiner Form repräsentativ für die zwei Millionen Menschen in Wien wäre, waren die gut 170 Antworten interessant. Jedenfalls gaben sie einen kleinen Einblick in Themen, die offenbar mehr als ein paar Einzelne beschäftigen. Klar, da war vieles dabei: Während manche die hohe Dichte an Zigarettenstummeln oder Hunden auf der Straße verteufelten, wünschten sich andere ein Meer, eine zweite Tichy-Filiale oder aber gar eine neue Stadtregierung herbei. Einige hielten es wiederum wie Georg Kreisler und wünschten sich gleich ein Wien ohne Wiener.

Den Großteil der Wortmeldungen konnte man dann erstaunlicherweise doch in drei Kategorien subsumieren: Da waren erstens die Autoverbanner. In jedem Fall aus der Innenstadt, vielleicht sogar auch innerhalb des Gürtels sollten die Autos verschwinden (mitsamt den Fiakern, so ein paar), jedenfalls viel weniger Parkplätze benötige Wien.

Stattdessen, und da kommen wir zur zweiten Gruppe, heißt es Bäume pflanzen. Bäumeliebhaber gibt es offenbar sehr viele, der Wunsch wurde oft genannt. Denn Wien sei, so die unbestrittene Meinung, bei Temperaturen über 30 Grad unerträglich, und was hilft da besser als ein großer, schattiger Baum?

Dass die Umfrage gänzlich anders für Autos, Fiaker oder Bäume ausfallen könnte, je nachdem, wo (Michaelerplatz?) oder wen (Architekten?) man fragt, sei an dieser Stelle noch einmal extra betont.

Bleiben noch drittens die Windhasser. Und auch wenn ich der Haltung etwas abgewinnen kann, diesen „elendigen Wind“ (Zitat eines Users) zu verteufeln (kurz vor dem Schreiben dieser Zeilen wurde der Kampf gegen die die Haare beim Essen in die Mundwinkel blasenden Böen verloren und das Mittagessen nach drinnen verlegt), überzeugten die Argumente für den für Wien doch sehr markanten Charakterzug dann doch mehr. Ohne den Wind sei es in der Stadt noch heißer als ohne, zumindest sorge dieser an stickigen Sommertagen für etwas bessere Luft. Und nicht zu vergessen: Der Wind mache grantig, und das wiederum brauche Wien. Denn was wäre Wien ohne Wiener?

E-Mails an: teresa.wirth@diepresse.com

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