Restitution

Nach zehn Jahren: Oppenheimer-Bild an Erben zurückgegeben

Porträt der Rosa Kraus, 1909/10.
Porträt der Rosa Kraus, 1909/10.APA/Deinhardstein
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Am Dienstag gab das Wiener Mumok Max Oppenheimers Porträt von Rosa Kraus, der Schwägerin von Karl Kraus, an die rechtmäßigen Erben zurück.

Der Sachverhalt ist ähnlich dem jüngst versteigerten Klimt-Gemälde „Fräulein Lieser“: Man weiß nicht genau, wo sich das Gemälde befand, nachdem die Besitzerin vor den Nazis fliehen musste. Immerhin, die Besitzerin von „Fräulein Lieser“ schaffte das nicht, sie wurde ermordet. Doch Rosa Kraus gelang 1939 die Flucht. Ihr Mann Alfred, Besitzer einer Papier- und Ultramarinblau-Fabrik, war 1938 verstorben, er war der Bruder von Karl Kraus.

1909 hatte er Max Oppenheimer mit dem ganzfigurigen Porträt der Gattin beauftragt. Es blieb in der von Adolf Loos gestalteten Wohnung in der Mohsgasse 2 zurück. Der Rückgabebeirat nahm 2014 an, dass „das Porträt durch die Verfolgung verloren gegangen sein musste“ und empfahl die Restitution. Denn mittlerweile befand sich das Bild im Mumok, wohin es 1988 durch eine Schenkung der „Freunde der bildenden Künste“ gelangt war. Zwei Jahre zuvor war es in London versteigert worden. Diesen Dienstag, zehn Jahre erst nach der Rückgabe-Empfehlung, wurde das Gemälde den Erben ausgehändigt. Was so lang gedauert hat? So viel länger als beim „Fräulein Lieser“-Bild? Es mussten „vier Erbfolgegenerationen unter Berücksichtigung mehrerer Ehen und unterschiedlicher Staatsangehörigkeiten“ recherchiert werden, so die Auskunft des Ministeriums, diese mussten sich dann einigen. Außerdem habe die Pandemie den Prozess zusätzlich verlangsamt.

Kraus gegen Oppenheimer

Das Bild, 2004 zuletzt im Mumok ausgestellt, war nicht bei der großen Oppenheimer-Retrospektive im Leopold-Museum zu sehen. Dabei ist es auch historisch interessant: Oppenheimer musste selbst vor den Nazis flüchten, seine Kunst galt als „entartet“. 1954 starb er verarmt in New York. Zwei Jahre zuvor war Rosa Kraus, geb. Hirsch, gestorben. Die Verbindung ist interessant, da Oppenheimer der ausgemachte Lieblingsfeind von Oskar Kokoschka war. Kokoschka hatte Rosas Bruder und Schwägerin porträtiert. Außerdem zog Karl Kraus, sein engster Unterstützer, in dessen Auftrag über den ebenfalls frühexpressionistisch malenden Oppenheimer her. Man versuchte, ihn als „Plagiator“ zu denunzieren. (alm)

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