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Welche Kosten verursachen Verkehrsunfälle wirklich? Und wie setzen sie sich zusammen?

ÖAMTC-Verkehrswirtschaftsexperte Martin Grasslober.
ÖAMTC-Verkehrswirtschaftsexperte Martin Grasslober. ÖAMTC/Postl
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ÖAMTC-Verkehrswirtschaftsexperte Martin Grasslober spricht über die Kosten, die durch Verkehrsunfälle verursacht werden, wie sich diese zusammensetzen, und welche Rolle dabei „menschliches Leid“ spielt.

Verkehrsunfälle haben in Österreich im Vorjahr volkswirtschaftliche Kosten in der Höhe von 8,65 Milliarden Euro verursacht. Wegen der gestiegenen Zahl der Unfälle und Toten gegenüber dem Jahr 2022 nahmen die Unfallkosten um rund 800 Millionen Euro zu. Das berichtet der Verkehrsclub Österreich (VCÖ). 2023 hatte es bei Verkehrsunfällen 402 Tote und 44.585 Verletzte gegeben, verwies der VCÖ auf jüngste Daten von Statistik Austria. Eine Einordnung dieser Zahlen durch ÖAMTC-Verkehrswirtschaftsexperte Martin Grasslober.

Die Presse: Steigen in Österreich die durch Verkehrsunfälle verursachten Kosten tatsächlich? Der Verkehrsclub Österreich hat am Freitag entsprechende Daten veröffentlich.

Martin Grasslober: Einerseits hängen die Kosten unmittelbar mit der Anzahl der Verkehrstoten zusammen – diese ist seit Jahrzehnten rückläufig. Andererseits wurden in den vergangenen Jahren die Annahmen für die Bewertung des menschlichen Leids, das durch Unfälle entsteht, geändert – was zu einer Erhöhung desselben geführt hat. Ohne Berücksichtigung des menschlichen Leids sind die Kosten gemäß der offiziellen Unfallkostenrechnung von 2016 bis 2021 real, also inflationsbereinigt, um acht Prozent gesunken.

Wie setzen sich diese Kosten zusammen?

Die aktuelle, offizielle Unfallkostenrechnung zeigt, dass rund 52 Prozent, etwa 5,9 Milliarden Euro, der Unfallkosten der Bewertung des menschlichen Leids zuzuschreiben sind. Nachdem es keinen objektiven Wert für ein menschliches Leben gibt, wird dieses mittels Befragungen erhoben. Wie stark dies die Unfallkosten ändert, zeigt der langfristige Vergleich: 1993 wurde das menschliche Leid anhand von Schmerzengeldzahlungen ermittelt und lag bei 162 Millionen Euro. 2021 wurde der Wert des menschlichen Leids mit rund 5,9 Milliarden Euro abgeschätzt. Sachschäden machen mit 22 Prozent den zweitgrößten Teil aus, gefolgt vom Verlust an Leistungspotenzial mit rund elf Prozent.

Was sind die zwei wichtigsten Maßnahmen, um Verkehrsunfälle zu verhindern?

Ablenkung am Steuer, Vorrangverletzungen sowie nicht angepasste Geschwindigkeit zählten 2023 zu den drei häufigsten Ursachen bei Unfällen mit Personenschaden. Daher ist es wichtig, ablenkende Nebentätigkeiten – auch wenn sie nicht explizit verboten sind – während der Fahrt zu vermeiden. Weiters ist für ein sicheres Miteinander im Straßenverkehr essenziell, die gegebenen Vorrangregelungen zu kennen und umzusetzen. Darüber hinaus ist für ein sicheres Miteinander im Straßenverkehr essenziell, die gegebenen Vorrangregelungen zu kennen und umzusetzen sowie mit einer an die Umstände angepassten Geschwindigkeit zu fahren. Und schließlich tragen eine sichere Verkehrsinfrastruktur – Stichwort „fehlerverzeihende Straße“ – sowie moderne Fahrzeuge mit hohen Standards in der aktiven und passiven Sicherheit dazu bei, Unfälle zu verhindern oder zumindest die Unfallfolgen zu mildern.

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