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Stilkolumne: Palmers macht‘s richtiger als richtig

Palmers Textil AG
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Wie man’s macht, macht man’s falsch, ist das Leitmotiv bei Palmers-Kampagnen. Deshalb machte man es zuletzt richtiger als richtig.

Der Unterwäschekonzern Palmers hat am Donnerstag seine neueste Kampagne veröffentlicht. Das bietet traditionell Gesprächsstoff – und das wohl nicht ganz ungewollt­. „Sexy, not sorry“ lautet der Werbespruch, die Unterwäsche wird präsentiert von Menschenrechtsaktivistin Waris Dirie in „Manspreading“-Haltung oder der gehörlosen Aktivistin Bianca Rosemarie in Power Pose. Dragqueen Pandora Nox und „Best Ager“-Model Ewa Grabowska – die Bezeichnung soll branchenintern wohl zum Ausdruck bringen, dass das Model über 35 ist – geben sich ebenso ernst, aber ein wenig lasziver. Die Körpertypen sind divers gewählt, möglichst viele marginalisierte Gruppen werden dargestellt.

Die Amerikaner würden sagen, Palmers ist ein wenig „late to the party“, denn immerhin wurden die US-Kollegen von Victoria’s Secret schon 2018 für ihren harten Umschwung von der Objektifizierung des weiblichen Körpers als Geschäftsmodell zu aufgesetzter Body Positivity als wenig glaubwürdig gescholten. In Österreich braucht man bekanntlich aber ein wenig länger, um auf neue Denkanstöße zu reagieren – und im Falle von Palmers war es eine besonders flache Lernkurve. Man erinnere sich ans Jahr 2017, als das Unternehmen mit der Kampagne rund um seine „Osterhöschen“ einen kleinen Skandal generierte und schließlich auch den Werberat zu einer Verurteilung wegen „sexualisierter und entwürdigender“ Darstellung nötigte.

Sechs Frauen waren auf dem Sujet zu sehen, von hinten, am Boden auf einem abgenutzten Teppich vor einem Haufen Dreck liegend, in besagten „Höschen“ gekleidet. Zwei Jahre später hat man es dann mit diverseren Körpertypen versucht, zeigte etwa eine Schwangere im Bikini und schrieb darunter: „Eine Welt, in der jede Figur eine Bikinifigur ist“. Frau dankt für diese Perle der Weisheit. Nun denn, 2024 will man es wieder richtiger als richtig machen. Die Bilder der Kampagne sind schön, die Frauen und ihre Anliegen aufmerksamkeitswürdig, nur mit der Glaubwürdigkeit hapert’s.

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