Forschungsgelder

Für mehr Nobelpreise brauchen wir mehr Fördergelder

Nobelpreisträger Ferenc Krausz bei der Verleihung 2023.
Nobelpreisträger Ferenc Krausz bei der Verleihung 2023.APA / AFP / Jonathan Nackstrand
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Erstmals wird über den Wissenschaftsfonds FWF mehr als eine Milliarde Euro an die österreichische Grundlagenforschung ausgezahlt.

Die Nobelpreise mit Österreich-Bezug purzeln seit einigen Jahren nur so daher: Emmanuelle Charpentier 2020 für die Entdeckung der Genschere, Anton Zeilinger 2022 für seine Erfolge mit verschränkten Teilchen und 2023 Ferenc Krausz für die Messung der unvorstellbar kurzen Zeitspanne von Attosekunden. Ihnen allen ist gemein, dass ihre Grundlagenforschung in Österreich auch vom Wissenschaftsfonds FWF gefördert worden ist.

Somit hat das Nobelpreis-Komittee immer wieder Publikationen gelesen, die ohne die Förderung der Grundlagenforschung in österreichischen Forschungsstätten nicht möglich gewesen wären. Auch heuer gab es schon eine Publikation aus der TU Wien, die als Nobelpreis-verdächtig bezeichnet wird: Das Team um Thorsten Schumm hat erstmals die exakte Energie gemessen, mit der ein Thorium-Atomkern angeregt wird. Das wird ebenfalls vom FWF finanziert.

Jahresbilanz mit Wissenschaftsminister Martin Polaschek

Am Montag präsentierte das Präsidium des FWF mit Wissenschaftsminister Martin Polaschek die Jahresbilanz. „Grundlagenforschung ist die Basis für den Wohlstand von morgen“, erklärte Minister Polaschek dort und lobte die Tatsache, dass versprochene Ziele erreicht werden konnten, nämlich die Höhe der Förderbeiträge. Das Wissenschaftsministerium stellt für die Periode 2024 bis 2026 erstmals mehr als eine Milliarde Euro zur Verfügung.

Mit 1,05 Mrd. Euro steigt somit das Fördervolumen für neue Anträge um 27 Prozent im Vergleich zur Periode 2021-2023. Das meiste fließt in zwei weitere Cluster of Excellence, die als große Überraschung vorgebracht wurden. Da 2023, als die ersten fünf Exzellenzcluster gegründet wurden, viele topbewertete Anträge leer ausgingen, schiebt der FWF jetzt zwei weitere Exzellenzcluster nach.

Wermutstropfen: Anträge für 61 Millionen Euro waren exzellent, aber erhielten keine Förderung

Als einzigen Wermutstropfen bezeichnet FWF-Präsident Christof Gattringer, wie hoch die „Lücke der approved but not funded Projekte“ ist. Immer mehr Vorhaben würden als „exzellent“ bewertet, aber „wir können sie uns nicht leisten“. 61 Millionen Euro wären nötig, um jede einzelne großartige Arbeit mit dem FWF zu finanzieren. Derzeit finden 4890 Personen (53 % Männer) über FWF-Projekte eine Anstellung, 70 Prozent davon sind unter 36 Jahre alt.

(v.l.n.r.) FWF-Präsident Christof Gattringer, Sepp Hochreiter (Universität Linz), Wissenschaftsminister Martin Polaschek, FWF-Vizepräsidentin Ursula Jakubek, Frank Madeo (Universität Graz) bei der Bekanntgabe der neuen Exzellenzcluster.
(v.l.n.r.) FWF-Präsident Christof Gattringer, Sepp Hochreiter (Universität Linz), Wissenschaftsminister Martin Polaschek, FWF-Vizepräsidentin Ursula Jakubek, Frank Madeo (Universität Graz) bei der Bekanntgabe der neuen Exzellenzcluster.APA / Christine Miess

In Graz forscht das Exzellenz-Konsortium an gesundem Altern

Der eine neue Exzellenzcluster ist in Graz beheimatet, heißt MetAGE und erhält 17,9 Millionen Euro. Der Altersforscher Frank Madeo von der Uni Graz leitet das Team mit den Med-Unis Graz und Wien. Unter dem Motto „Neue Strategien für gesundes Altern“ suchen die Forschenden nach Ernährung, die den Alterungsprozess beeinflusst. „Die Lebensspanne steigt, aber nicht die gesunden Lebensjahre“, sagte Madeo: „Immer mehr Zeit verbringen die Menschen weltweit in Siechtum und Krankheit.“

»Das Naturgesetz, dass man im Alter an Gewicht zulegt, kann jeder selbst an sich beobachten.«

Frank Madeo,

Altersforscher, Uni Linz

Zugleich nimmt die Adipositas (Fettleibigkeit) global zu. „Das Naturgesetz, dass man im Alter an Gewicht zulegt, kann jeder selbst an sich beobachten“, so Madeo. Sein Team will diesen Teufelskreis durchbrechen, durch „metabolische Kontrolle“ und z. B. die Antwort der Insulin-Ausschüttung nach Zuckerzufuhr bestimmen. Wann, wie und wie lange soll welcher Typ Mensch fasten, um „im Alter von 100 Jahren pumperlgesund tot vom Esstisch zu fallen“?

In Linz vereint der Exzellenz-Cluster traditionelle KI mit modernen Methoden

Der zweite neue Exzellenzcluster ist in Linz beheimatet, heißt „Bilaterale KI“ und erhält 19,8 Millionen Euro. Sepp Hochreiter leitet an der JKU Linz das Institut für Maschinelles Lernen und jetzt auch dieses Exzellenz-Konsortium mit der TU Graz, TU Wien, Uni Klagenfurt, WU Wien und dem Ista in Klosterneuburg. Hier geht es darum, eine traditionelle künstliche Intelligenz, wie sie in Österreich seit Jahrzehnten höchstklassig beforscht wird, mit der modernen KI zu vereinen, die wir aus ChatGPT und OpenAI kennen.

»Das können wir in Österreich besser als Deutschland, die USA und China.«

Sepp Hochreiter,

KI-Pionier, Uni Linz

„Das können wir in Österreich besser als Deutschland, die USA und China“, betont Hochreiter. Folgen des Klimawandels und die Entwicklung von Medikamenten lassen sich mit Bilateraler KI ebenso klar darstellen wie Vorhersagen zu Überschwemmungen. Für letztere nutzen heute schon die großen Nationen der Welt Technik aus Linz, und Hochreiter erzählt, dass auch Google hohes Interesse an den Linzer Technologien und den Leuten aus seiner Forschungsgruppe hat.

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