Die Künstlergruppe Rimini Protokoll führt mit „Shared Landscapes“ durch Wald und Wiese und aktiviert dabei alle Sinne. Ganz ohne Esoterikgefahr.
Mit dem Shuttle vom Bahnhof St. Pölten in eine „Landschaft in der Umgebung“. Wir durchqueren flaches Gebiet in Richtung Südost, bis sich bewaldete Hügel zeigen, die nördlichsten Ausläufer des Alpenvorlands. Equipmentausgabe bei der Landwirtschaftsschule Phyra. Zum Glück nehme ich den Regenponcho und den dringend empfohlenen leichten Dreibeinhocker.
Sieben Stunden wird der von Carolina Barneaud vom Theater Vidy-Lausanne und Stefan Kaegi, Stammmitglied der bei Festivalbesuchern beliebten Theaterversuchsanstalt Rimini Protokoll, konzipierte Stationen-Walk dauern. Bisher wurde „Shared Landscapes“ am Genfersee, bei den Berliner Festspielen, beim Festival d‘Avignon und in Lissabon aufgeführt. Die inszenatorische Grundidee, Autoren, Theatermacher und Musiker für die Gestaltung der sieben Stationen einzuladen, bleibt gleich. Das jeweilige Location Scouting als zentrale künstlerische Konzeptarbeit macht jedes „Stück zwischen Wald und Wiese“ zu einer Uraufführung. Die Landschaft und die Wanderschar sind ja die eigentlichen Protagonisten.
Für die Route des St. Pöltner Festivals Tangente mussten Bürgermeister, Grundbesitzer und Jäger, die nichts weniger brauchen können als Kulturwanderer, überzeugt und einbezogen werden. Kulturlandschaft pur, kein Quadratmeter natürliche Natur. Das Gebiet ist perfekt gecastet: Mischwald mit hohen Baumstämmen und Raum dazwischen, Wolkenfragmente, wenn man nach oben schaut.