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Anthropologe Steven Vertovec: „Leitkultur? Was immer das sein soll: Es führt zu Diskriminierung“

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Steven Vertovec ist einer der führenden Migrations- und Diversitätsforscher. Er zeigt, wie sozialer Zusammenhalt auch bei extremer Vielfalt möglich ist, schwärmt von Elternabenden – und bezweifelt die Existenz von Parallelgesellschaften.

„Die Presse“: Was halten Sie von einer Leitkultur?

Steven Vertovec: Für mich als Anthropologe ist das ein sehr fragwürdiges Konzept. Ich habe noch nie eine gute Erklärung gesehen, was damit gemeint sein soll. Zeigen Sie mir einmal die Kultur, die einen Hipster in Berlin mit einer Managerin in München, einem Fabrikarbeiter in Bochum und einer Hausfrau in einer Kleinstadt verbindet! Manchmal heißt es: Gemeint sind Dinge wie Demokratie oder Geschlechtergerechtigkeit. Aber das ist nicht exklusiv deutsch oder österreichisch, und es geht um Gesetze, nicht um Kultur. Das Konzept Leitkultur ist nicht brauchbar, außer um zu sagen, was sie nicht sein soll. Also etwa: keine Minarette, keine Fremdsprachen auf Schulhöfen – und das führt dann schnell zu Diskriminierung.

Das linke Gegenkonzept dazu war lang der Multikulturalismus. Können Sie damit besser leben?

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