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Einstieg der Staatsholding Öbag bei AT&S geplatzt

Ein AT&S Werk in Kulim in Malaysia.
Ein AT&S Werk in Kulim in Malaysia.APA / APA / Ingrid Kornberger
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Der Leiterplattenhersteller sagt die in Erwägung gezogene Kapitalerhöhung ab.

Das kam dann doch überraschend: Am Freitagnachmittag gab der steirische Leiterplattenhersteller AT&S bekannt, seine geplante Kapitalerhöhung abzusagen. Als Beweggrund wurde „ein volatiles Marktumfeld“ genannt. Damit ist auch ein Einstieg der staatlichen österreichischen Beteiligungsholding Öbag vom Tisch.

Diese hätte, so lautete die im Herbst des Vorjahres aufgekommene Idee des Unternehmens, 25 Prozent plus eine Aktie an AT&S zeichnen können. Im Zuge dessen wollte der Konzern eine Kapitalerhöhung durchführen, die insgesamt bis zu 50 Prozent des Grundkapitals ausgemacht hätte. Der AT&S-Vorstand, so hieß es im November, würde auch mit anderen Investoren über einen möglichen Einstieg reden. Man wolle ganz einfach für die Zukunft gewappnet sein und die Finanzierung des Wachstums auf eine solide Basis stellen, sagt AT&S-Sprecher Gerald Reischl damals zur „Presse“.

Dem Vernehmen nach hat sich vor allem Miteigentümer Hannes Androsch – immerhin seit 1995 an der Spitze des AT&S-Aufsichtsrates – quergelegt. Die Öbag selbst wollte die Sache gegenüber der „Presse“ nicht kommentieren. Doch auch der Staat dürfte nicht so ohne Weiteres bereit gewesen sein, Geld zu investieren. Es darf davon ausgegangen werden, dass die Öbag mit klaren Forderungen in die Gespräche gegangen ist – etwa die bereits erwähnte Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie. Offenbar war dies aber mit der Struktur der bestehenden Altaktionäre nicht vereinbar.

AT&S-Chef Andreas Gerstenmayer streicht auch die Dividende für 2023/24.
AT&S-Chef Andreas Gerstenmayer streicht auch die Dividende für 2023/24. Reuters / Heinz-peter Bader

Die Privatstiftungen des Unternehmers Willi Dörflinger sowie des früheren österreichischen Finanzministers Hannes Androsch sind nämlich mit je rund 18 Prozent an dem Leiterplattenhersteller beteiligt, weitere 64 Prozent befinden sich im Streubesitz.

Der Einstieg des Staates hätte durchaus Sinn ergeben können. Denn die Öbag hat das Pouvoir, sich an Firmen mit Zukunftstechnologien zu beteiligen. Und die AT&S ist für Europa an sich von strategischem Interesse.

Dividende wird gestrichen

AT&S gab am Freitag des Weiteren bekannt, sein koreanisches Werk in Ansan verkaufen zu wollen, das den Medizinmarkt bedient. „In Abhängigkeit von den sich daraus ergebenden Konditionen wird der Vorstand weitere Entscheidungen in den kommenden Monaten treffen“, heißt es in einer Aussendung des Unternehmens.

Aufgrund „aktueller Marktprognosen“ wird AT&S auch seine Prognose für das Geschäftsjahr 2026/27 anpassen. Der Umsatz soll statt 3,5 Mrd. Euro nur noch rund 3,1 Mrd. Euro ausmachen, die Eigenkapitalquote werde sich von 30 auf 20 Prozent verringern. Für 2023/24 wird zudem die Dividende (zuvor 0,40 Euro) gestrichen.

Am Aktienmarkt wurde die Mitteilung nicht besonders erfreut aufgenommen. Das Papier lag am späten Nachmittag rund sieben Prozent im Minus. Die Ankündigung der Kapitalerhöhung hatte den Kurs allerdings um 15 Prozent einbrechen lassen.

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