Morgenglosse

Das „muhahha“ der Lena Schilling bringt die Grünen in die Doppelmühle

Wenn Lena Schilling ein Herz für die Grünen hat, hat sie dieses erst spät entdeckt.
Wenn Lena Schilling ein Herz für die Grünen hat, hat sie dieses erst spät entdeckt.APA/APA/Roland Schlager
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Egal, ob die Partei nun weiterhin ihre Listenerste unterstützt oder nicht: Die Grünen haben in allen Szenarien ein Problem.

„Dann bin ich gewählt, und die Grünen können nichts mehr machen muhahha.“ Das schrieb Lena Schilling laut einem nun veröffentlichten Chat vor ihrer Kür zur grünen Spitzenkandidatin. Laut einer damaligen Gesprächspartnerin soll Lena Schilling sich dabei auf Pläne bezogen haben, im Europaparlament statt der grünen Gruppierung der Linksfraktion beizutreten.

Schilling dementiert derartige Pläne, die Grünen bieten auch einen aus der SPÖ kommenden Entlastungszeugen auf. Umgekehrt soll Schilling noch Ende November vergangenen Jahres erklärt haben, sie habe ihr Leben lang „niemanden so sehr gehasst“ wie die Grünen. Wenn die dem „Standard“ bzw. dem „Spiegel“ vorliegenden Chats die realen Gefühle der Lena Schilling gegenüber den Grünen wiedergeben, könnten diese bald auf Gegenseitigkeit beruhen. Denn die Grünen haben nicht mehr viele Möglichkeiten.

Unterstützen die Grünen weiterhin Schilling, laufen sie Gefahr, eine Person ins Parlament zu bringen, die dann zur politischen Konkurrenz übertritt. Sagen sich die Grünen nun von Schilling los, kann Schilling erst recht mit Verweis darauf, dass die Grünen sie ja nicht wollten, zur Linksfraktion wechseln.

Schilling erklärte nun, zu den Grünen lang ein sehr kritisches Verhältnis gehabt und das auch im November offen kommuniziert zu haben. Sie komme aus einer „sozialistisch-kommunistischen Familie“. Ihr Verhältnis zu den Grünen habe sich aber in den vergangenen Jahren und „insbesondere durch die Annäherung im Rahmen meiner Kandidatur“ stark verändert.

Die Frage wird sein, inwieweit potenzielle Grün-Wähler sich unter diesen Umständen Schilling annähern können. Auf dem Stimmzettel ist ihr erster Platz auf der grünen Liste jedenfalls einzementiert und kann nicht mehr geändert werden. Sollten die Querelen anhalten, könnte es passieren, dass die österreichischen Grünen bei der EU-Wahl nur ein Mandat schaffen. Das stünde dann Lena Schilling zu. Der Listenzweite, der arrivierte grüne EU-Mandatar Thomas Waitz, ginge leer aus. Starten die Grünen nun aber einen Vorzugsstimmenwahlkampf für Waitz, wäre das erst recht wieder das Eingeständnis, mit Schilling auf die falsche Währung gesetzt zu haben.

Die Grünen sind in der Doppelmühle, aber sie haben sich ihre Spitzenkandidatin auch selbst ausgesucht.

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