Gesundheit

Wie Patienten von der Digitalisierung profitieren

Elektronische Rezepte sind nur der Anfang. Die Digitalisierung der Medizin schreitet rasch voran.
Elektronische Rezepte sind nur der Anfang. Die Digitalisierung der Medizin schreitet rasch voran. Votava
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Künstliche Intelligenz und zunehmende Digitalisierung sollen die Patientenversorgung erleichtern. Erste Projekte sind bereits erfolgreich in Umsetzung. Damit weitere folgen, braucht es der Ärztekammer zufolge mehr Geld.

Teledermatologie, HerzMobil und Skin Screener – nur drei von zahlreichen bereits in Umsetzung befindlichen Projekten, die mittels Künstlicher Intelligenz bzw. E-Health-Programmen funktionieren – die also dem Überbegriff Digitalisierung in der Medizin zuzuordnen sind.

Bei ersterem Projekt handelt es sich um eine Form von Televisite durch Ärzte, mit der einerseits eine bessere interdisziplinäre Kommunikation erreicht werden soll, andererseits kann durch das Triagieren – je nach Schwere der Erkrankung – eine raschere Behandlung durch Dermatologen erfolgen. Denn Patienten mit dermatologischen Problemen konsultieren häufig zunächst ihren Hausarzt. Erst dann, wenn die Erkrankung nicht ausreichend behandelt werden kann, werden sie an einen Hautarzt überwiesen, was naturgemäß zu Verzögerungen bei der Behandlung führen kann. Häufig ist es also sinnvoller, sofort einen Spezialisten – in diesem Fall einen Dermatologen – zu konsultieren.

Im Zuge des Projekts HerzMobil soll eine engere Zusammenarbeit zwischen Spitälern und Ordinationen erreicht werden – die Zielgruppe sind Patienten mit Herzinsuffizienz, deren Gesundheitszustand ständig per Telemonitoring überwacht wird. Schlägt die Überwachung Alarm, wird der betroffene Patient an die richtige Stelle innerhalb des Gesundheitssystems verwiesen. Das Programm Skin Screener wiederum ist ein mit künstlicher Intelligenz versehenes Diagnosetool zur Bewertung von relevanten Hautveränderungen – und zwar nach einem Ampelsystem. Dazu bedarf es nicht einmal einer besonderen Schulung von medizinischem Personal, es kann sogar vom Patienten selbst bedient werden. Erkennt die künstliche Intelligenz eine gefährliche Veränderung, wird der Patient angehalten, einen Facharzt aufzusuchen.

E-Health-Milliarde gefordert

Um Initiativen wie diese auszubauen und die Versorgung der Patienten einfacher sowie effizienter zu machen, fordert die Österreichische Ärztekammer mehr Geld seitens des Bundes. Dazu zählen etwa „Investitionen in die nationale Gesundheitstelematik-Infrastruktur (GTI) in Form einer E-Health-Milliarde mit dem flächendeckenden Ausbau von zentralen Komponenten, Breitbandnetzen und Anwendersoftware als Basis für den Einsatz von Telemedizin“, sagte Dietmar Bayer, stellvertretender Obmann der Bundeskurie der niedergelassenen Ärzte und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Telemedizin (ÖGTelemed), bei einem Pressegespräch am Mittwoch in Wien. Zudem benötige es ein nationales Kompetenzzentrum, das die erforderlichen Qualitäts- und Zertifizierungsstandards festlegt und überprüfen kann. Nicht zuletzt müssten Telemedizin und E-Health integraler Bestandteil des Medizinstudiums sein.

„Die Medizin wird generell komplexer, technischer und mathematischer. Telemedizinische Leistungen haben somit ein enormes wirtschaftliches Innovationspotenzial und kommen gleichzeitig der Bevölkerung zugute“, ergänzt Alexander Moussa, Leiter des Referats E-Health in Ordinationen der Österreichischen Ärztekammer und Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Telemedizin (ÖGTelemed). Er fordert die Abstimmung einer „nationalen E-Health-Roadmap für die Implementierung telemedizinischer Anwendungen und Leistungen“. Dazu brauche es die verbindliche Festlegung der erforderlichen Maßnahmen, der Finanzierung sowie die Erstellung eines Zeitplans für die Umsetzung in Zusammenarbeit mit der Ärztekammer.

„Kapellmeister fehlt“

„Österreich hat in der digitalen Medizin mit der Elektronischen Gesundheitsakte Elga und dem E-Card-System eine digitale Basisstruktur, um die uns andere Länder beneiden würden“, so Bayer. Allerdings fehle es am richtigen Zusammenspiel – auch wegen unterschiedlicher Zuständigkeiten und zu vielen Playern, die mitreden würden. „Wie bei einem sehr gut ausgestatteten Orchester, dem aber der Kapellmeister fehlt, der die Richtung vorgibt.“

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