Interview

Lena Schilling: „Natürlich habe ich vor, mein Mandat anzunehmen“

Die frühere Aktivistin und Grünen-Spitzenkandidatin Lena Schilling (23)
Die frühere Aktivistin und Grünen-Spitzenkandidatin Lena Schilling (23) Jana Madzigon
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Lena Schilling, EU-Spitzenkandidatin der Grünen, über die massiven Vorwürfe gegen sie, ihre politische Zukunft – und was Israel damit zu tun hat.

Die Presse: Frau Schilling, tut es Ihnen eigentlich schon leid, dass Sie in die Politik gegangen sind?

Lena Schilling: Ich habe mir in den letzten Wochen oft die Frage gestellt, warum ich kandidiere. Und ich finde es immer noch wichtig und richtig. Weil es darum geht, dass es starke Stimmen für den Klimaschutz und die Demokratie in Europa gibt. Und ich glaube, ich bin beides – obwohl dieser Wahlkampf bis jetzt nicht nur lustig und leicht war.

Stand jetzt wird der Klimaschutz in Europa durch Ihre Spitzenkandidatur aber nicht gerade gestärkt, das Grünen-Wahlergebnis dürfte ja Schaden nehmen.

Es bringt nichts, jetzt in die Glaskugel zu schauen. In den nächsten Wochen geht es darum, um das Vertrauen und die Herzen ganz vieler Menschen zu kämpfen. Dass jetzt Nachrichten aus meinem Privatleben in die Politik gezerrt werden, ändert nichts an den Gründen meines Antritts.

Es ist nicht alles privat, was da kolportiert wird. Glauben Sie nicht, dass es den Grünen massiv schadet, dass potenzielle Wähler just von der Spitzenkandidatin den Satz lesen, dass sie die Grünen „hasst“? Oder sich fragen müssen, ob Sie nach der Wahl in der Fraktion bleiben?

Zu diesen beiden Vorwürfen muss ich mich natürlich klar verhalten, weil sie politisch sind.  

Also: Hassen Sie die Grünen?

Nein, natürlich nicht.

Haben Sie die Grünen früher gehasst?

Ich komme aus einem links-sozialisierten Haushalt und Umfeld, da haben viele Leute ein Problem mit den Grünen. Und auch ich bin immer hart mit den Grünen ins Gericht gegangen.

Da war aber von „Hass“ keine Rede.

In Momenten, in denen man von einer Partei enttäuscht ist, von der man sich am meisten erwartet, tätigt man auch einmal Aussagen, die ein bisschen drüber sind. Das war in einem privaten Chat der Fall. Und der Vorwurf, ich wollte zur Linksfraktion gehen, ist einfach Blödsinn. Diese Pläne gab es nie.

Warum haben Sie dann darüber nachgedacht?

Ich habe nicht drüber nachgedacht. In besagter Nachricht ging es um etwas anderes – nämlich um die Frage, ob ich nach meiner Wahl am Bundeskongress Klimapolitik wieder goscherter machen kann, als es die Grünen tun. Aber ich habe in den letzten Monaten gemerkt, dass ich auch als Grüne radikale Forderungen aufstellen kann. Mit der Linksfraktion hat das nichts zu tun.

Würden Sie selbst eine Partei wählen, deren Spitzenkandidatin geschrieben hat, dass sie ihre Partei hasst?

Der Wortlaut ist, dass ich sie gehasst habe. Zu dem Zeitpunkt habe ich mich bereits angenähert – und meine Skepsis gegenüber den Grünen abgelegt, weil sie die einzige Partei sind, mit der man im Klimaschutz etwas bewegen kann. In der selben Unterhaltung habe ich gesagt, ich glaube, ich kann lernen, eine Grüne zu werden. Und jetzt bin ich eine Grüne.

Warum musste erst die versammelte Grünen-Spitze zu Ihrer Verteidigung die eigene politische Existenz aufs Spiel setzen, damit Sie der Partei beitreten?

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