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Flashcrash durch Citigroup: Als 15 Minuten Homeoffice die Börsen ins Chaos stürzten

Für einen Händler der Citigroup in London verlief der Morgen des 2. Mai 2022 denkbar schlecht. Im Bild: Canary Wharf mit dem Citigroup-Hauptquartier in London.
Für einen Händler der Citigroup in London verlief der Morgen des 2. Mai 2022 denkbar schlecht. Im Bild: Canary Wharf mit dem Citigroup-Hauptquartier in London.Dan Kitwood
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Der Fehler eines Händlers im Mai 2022 brockte dem Finanzdienstleister einen Millionenverlust ein. Im Nachgang der folgenschweren Panne ist die Citigroup von den britischen Aufsichtsbehörden nun zu einer Geldbuße in Höhe von umgerechnet rund 72 Millionen Euro verurteilt worden.

Für einen Händler der Citigroup in London verlief der Morgen des 2. Mai 2022 denkbar schlecht. Im Vereinigten Königreich war Feiertag, sodass es eigentlich ein ruhiger Tag an den Märkten hätte werden sollen. Kurz vor 9 Uhr begann der Mitarbeiter des Trading Desk Delta One, der von zu Hause aus arbeitete, einen Trade zusammenzustellen, der das Engagement der Bank im MSCI World Index absichern sollte. Ein Tool, das die Mitarbeiter normalerweise für eine solche Transaktion verwenden, war an diesem Morgen nicht verfügbar. Der Händler musste den Aktienkorb also manuell zusammenstellen. An dieser Stelle begannen die Dinge schief zu laufen.

In den Systemen der Citigroup haben die Händler die Möglichkeit, entweder den Nennwert eines Geschäfts einzugeben, das sie tätigen wollen, oder die Menge der Indexeinheiten, die sie handeln wollen. An jenem Tag im Mai wollte der Händler einen Aktienkorb im Wert von 58 Millionen Dollar erstellen. Versehentlich gab er stattdessen 58 Millionen in das Mengenfeld ein — und erstellte damit einen gigantischen Korb im Wert von 444 Milliarden Dollar mit 349 Aktien aus 13 verschiedenen Ländern.

Was ist ein Flashcrash?

Als Flashcrash bezeichnet man im Börsenwesen einen starken Kurseinbruch an den Finanzmärkten, der nur einige Minuten andauert. Auf den plötzlichen Einbruch folgt eine ähnlich schnelle Erholung.

Tippfehler löst Ausverkauf aus

Die Systeme des Wall-Street-Giganten lösten sofort Hunderte von Warnungen aus und verhinderten schließlich, dass einige Transaktionen ausgeführt wurden. Viele aber kamen durch. Und so begann an den europäischen Börsen der Verkauf von Aktien im Wert von umgerechnet rund 1,4 Milliarden Dollar.

Die Märkte gerieten umgehend in Turbulenzen. Innerhalb weniger Minuten erkannte der Händler seinen Fehler und stornierte den Auftrag. Doch der Schaden war bereits angerichtet: Der Fehler löste an den europäischen Börsen einen fünfminütigen Ausverkauf aus, der von Frankreich bis Norwegen in der Welt des Aktienhandels für Verwüstung sorgte.

Britische Behörde verhängt Millionenstrafe

Um 9:10 Uhr hatte der Händler den fehlerhaften Trade storniert. Für die Citigroup ergab sich ein Verlust von 48 Millionen Dollar. Im Nachgang der folgenschweren Panne ist die Citigroup von den britischen Aufsichtsbehörden gerade zu einer Geldbuße in Höhe von insgesamt 61,6 Millionen Pfund (72,3 Millionen Euro) verurteilt worden.

Die Systeme der Bank seien mangelhaft konzipiert, bemängelt die Financial Conduct Authority. Der fehlerhafte Trade sei möglich gewesen, da die Echtzeitüberwachung „ineffektiv“ gewesen sei, hieß es. Die Bank müsse sicherstellen, dass ihre Kontrollsysteme „der Geschwindigkeit und Komplexität der Finanzmärkte“ angemessen sind. (Bloomberg)

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