Sehr ausdrucksstark waren die Ärmel im Kostümbild von „Poor Things“, Emma Stone spielt die ambivalente Hauptfigur Bella.
Statement Sleeves

Was Ärmel über ihre Träger aussagen

Der Ärmel verdient als Herausforderung in Schneiderateliers, charakterbildendes Element in Filmen und Ausstellungsgegenstand die Aufmerksamkeit, die ihm in Modedingen zusteht.

Angstgegner ist dann wohl doch nicht das richtige Wort. Aber wer sich schon einmal darin versucht hat, selbst eine Anzug- oder Kostümjacke zu schneidern und an den Punkt kam, wo die zwei bis drei Zentimeter „Einhalteweite“ des Ärmelumfangs in jenem des Armlochs so untergebracht werden mussten, dass sich beim Nähen nichts kräuselt und fältelt, weiß, warum dem Ärmel Respekt zu zollen ist.

Von Cristóbal Balenciaga ist gar überliefert, dass er nach dem Abendessen mit einer Dame, deren Robe er angefertigt hatte, von seinem Gegenüber später das Kleidungsstück zurückforderte, um den seiner Meinung nach nicht perfekten Ärmel korrigieren zu können. Gabrielle Chanel, die große Erneuerin der Mode im 20. Jahrhundert, aber eben auch eine akribisch genaue Schneiderin, fitzelte ebenfalls an den Ärmeln und Armlöchern ihrer „petite veste noire“ herum, bis diese ihr tadellos erschienen.

Eine aufregende Ärmelkonstruktion von Thierry Mugler aus dem Jahr 1979.
Eine aufregende Ärmelkonstruktion von Thierry Mugler aus dem Jahr 1979. © 2010 MFIT / Eileen Costa

Von einem besonders furchteinflößenden Arbeitsschritt möchte Maria Kremshuber, die in der Modeschule Hetzendorf langjährige Werkstättenlehrerin ist, zwar nicht sprechen. Zugleich räumt sie ein: „Das Einsetzen des Ärmels ist schon eine Herausforderung. Es braucht genaue Vorbereitung, dann geht es. Manche wollen sich das ersparen und in einer Hauruckaktion gleich losnähen – das ist gerade beim Ärmel kontraproduktiv.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.