Tsitsi Dangarembga über die Lebensrealität von Menschen in Simbabwe.
In ihren Romanen, Kurzgeschichten und Schauspielen zeigt die Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels 2021, Tsitsi Dangarembga, seit Jahrzehnten Missstände in ihrem Heimatland Simbabwe auf. Mit dem von ihr herausgegebenen und nun auch auf Deutsch erschienenen Erzählband „Die Schwere des Seins“ geht sie noch einen Schritt weiter.
Ausgangspunkt war ein Projekt des von Dangarembga gegründeten Institute of Creative Arts for Progress in Africa. Unter dem Titel „Breaking the Silence“ sollten die im Land vorherrschenden Gewaltspiralen durchbrochen und alltägliche Gewalterfahrungen entmystifiziert werden. In zahlreichen simbabwischen Gemeinden wurden dazu Sammelkästen für die Bevölkerung aufgestellt und über sechzig Erinnerungen, Zeugenaussagen und Geständnisse erfasst. Diese Beiträge aus allen Teilen des Landes inspirierten Tsitsi Dangarembga und eine Gruppe simbabwischer Schriftsteller:innen zu sieben fiktiven Texten, in denen die geschilderten Erlebnisse schonungslos verarbeitet werden.
Verdrängen ist keine Lösung
Der Erzählband „Die Schwere des Seins“ ist, wie im Titel bereits angedeutet, keine leichte Kost. Die Spur der Gewalt, die sich als blutroter Faden durch alle sieben Geschichten zieht, lässt niemanden unberührt. Die Texte erzählen von Korruption, Missbrauch und Verfolgung und beleuchten so die Schattenseiten des postkolonialen Traums – manchmal aus der Perspektive der Täter, immer aus der Perspektive der Opfer. Dabei orientieren sich die Erzählungen an den realen Briefen: Sie eignen sich die Sprache der Unterdrückten an, sie schreien, flüstern, weinen und erlauben den Lesenden keinen Raum, um sich vom Erzählten zu distanzieren.