Grand Slam

Nadal, Djokovic und Co.: Offenes Feld im Titelrennen der French Open

Ein letzter Coup? Rafael Nadal in Paris.
Ein letzter Coup? Rafael Nadal in Paris. Reuters
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Neben den Altstars starten auch zahlreiche andere Titelanwärter nicht mit
optimalen Vorzeichen ins Turnier. Bei den Damen ist die Favoritenrolle klar.

Nachdem in den vergangenen Jahren bei den Tennis-French-Open das Favoritenfeld bei den Frauen meist weit offener gewesen ist als bei den Männern, präsentiert sich bei der 123. Auflage eine konträre Ausgangslage. Neben den nicht zu vernachlässigenden, aber strauchelnden Altstars Rafael Nadal und Novak Djokovic dürfen sich beim am Sonntag beginnenden Grand-Slam-Turnier einige Jüngere Titelhoffnungen machen. Bei den Frauen führt der Weg hingegen klar über die Polin Iga Swiatek.

Bei den Männern haben freilich nicht nur der sich körperlich offenbar am Limit bewegende Nadal und der heuer noch titellose Djokovic ihre Sorgen, sondern auch einige der Anwärter auf deren Paris-Nachfolge. Die in der Weltrangliste hinter Djokovic auf den Rängen zwei und drei platzierten Jungstars Jannik Sinner und Carlos Alcaraz haben seit dem Madrid-Viertelfinale Ende April nicht mehr gespielt. Australian-Open-Gewinner Sinner hatte bis dahin 2024 eine Bilanz von 28 Siegen und zwei Niederlagen, dann aber Hüftprobleme. Alcaraz machte ein Unterarm-Muskelödem zu schaffen.

Sinner wollte nur bei Topfitness in Roland Garros antreten, die dürfte er u.a. nach Behandlungen bei der medizinischen Abteilung von Juventus Turin erlangt haben. Sollte der 22-jährige Südtiroler zu seiner Form vom ersten Jahresdrittel zurückfinden, ist ihm der Titel auf jeden Fall zuzutrauen. Damit würde er seine Chance auf den Kalender-Grand-Slam aufrechthalten. Die Arithmetik gibt dem Wien-Sieger wegen seines Zweitrunden-Out 2023 jedenfalls eine gute Möglichkeit, die Weltranglistenspitze zu übernehmen, da Djokovic als Titelverteidiger nichts dazugewinnen kann.

Alcaraz bereit?

Noch prädestinierter für einen Major-Erfolg auf Sand als Sinner scheint Alcaraz. Auf dem Hartplatz der US Open und dem Rasen von Wimbledon hat der 21-Jährige schon triumphiert, für einen Coup in Paris scheint er schon lang bereit. Er war dort freilich bisher noch nicht einmal im Finale, im vorjährigen Halbfinale stand Djokovic im Weg. Aktuell fehlt Alcaraz Matchpraxis, denn nach seinem Indian-Wells-Titelgewinn hat er nur in Miami und Madrid gespielt, aber nicht weiter als bis zum Viertelfinale. „Ich brauche eine Pause, damit ich schmerzfrei spielen kann“, meinte Alcaraz danach.

Angeschlagen präsentierten sich auch die beiden Russen in den Top Ten. Daniil Medwedew musste im Viertelfinale von Madrid wegen Hüftschmerzen aufgeben. Er ist aber auch kein Sandplatz-Spezialist, das Viertelfinale 2021 war sein bisheriges Pariser Maximum. Andrej Rublew holte wie aus dem Nichts den Madrid-Titel, obwohl er sich seit Turnierbeginn krank gefühlt hatte. Nachher unterzog sich der 26-Jährige einem Gesundheitscheck. Mit der Form von Madrid ist Rublew viel zuzutrauen. Allerdings war er bei zehn Viertelfinal-Outs noch nie in einem Major-Halbfinale.

Iga Swiatek, unaufhaltsame Nummer eins.
Iga Swiatek, unaufhaltsame Nummer eins. APA

Bleibt ein Trio, das unter guten Vorzeichen in die zwei Paris-Wochen geht - für Alexander Zverev, Casper Ruud und Stefanos Tsitsipas wäre es der jeweils erste Grand-Slam-Titel. Und für Zverev beginnt es gleich mit dem Paukenschlag gegen Nadal. Da dieser erstmals in Paris ungesetzt ist, war dieses „Hammer-Duell“ möglich. Zverev kommt als Rom-Sieger und als Weltranglisten-Vierter, die Formkurve spricht nicht nur im Vergleich mit Nadal für den deutschen Olympiasieger. Davon ist auch Boris Becker überzeugt: „Die Sterne stehen extrem gut.“

Bei Zverev gegen Nadal werden Erinnerungen ans Halbfinale 2022 wach, als Zverev groß aufspielte, dann aber schlimm umknöchelte und fast ein Jahr pausieren musste. „Die letzten zwei Jahre waren sehr schwierig“, sagte Zverev noch vor der Auslosung. „Ich wusste nicht, ob ich jemals wieder auf dieser Bühne spielen kann.“ Ruud ist in seiner Rasterhälfte. Der Norweger unterlag 2022 und 2023 in Paris erst im Endspiel. Der Vielspieler hat heuer schon mehr als 30 Siege verbucht. Der Grieche Tsitsipas überzeugte mit dem Titelgewinn in Monte Carlo und dem Finaleinzug in Barcelona.

Die große Gejagte

Bei den Frauen scheint nur Aryna Sabalenka Swiatek fordern zu können. Die Belarussin liegt aber nicht nur im Head-to-Head 3:8 zurück, sondern verlor zuletzt bei den WTA Finals sowie in den Endspielen von Madrid und Rom. Gewisse Außenseiterchancen dürfte auch Danielle Collins haben, die US-Amerikanerin spielt in ihrem letzten Karriere-Jahr bisher groß auf und ist bereits Weltranglisten-Zwölfte. In einer Formkrise befindet sich hingegen die Tunesierin Ons Jabeur. Abgesagt hat am Donnerstag die Weltranglistenfünfte Jessica Pegula aus den USA.

Swiatek traf von Rom aus am Montag in Paris ein und ging es locker an. Erst am Donnerstag nahm sie wieder das Training auf. „Ich bin glücklich, dass ich ein paar freie Tage hatte.“ Sie hat in Paris 2020, 2022 und 2023 triumphiert und strebt wie Djokovic Titel Nummer vier bzw. Platz drei in der Allzeit-Statistik der French Open an. „Die Titel geben mir Selbstvertrauen“, sprach sie ihre heuer schon vier Finalsiege an. Die Überlegenheit der 22-jährigen Swiatek dokumentiert die Weltrangliste, in der sie mehr als 3.500 Punkte vor der sie verfolgenden Sabalenka liegt. (APA/dpa)

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