Südkaukasus

Armenien tritt in Grenzeinigung vier Dörfer an Aserbaidschan ab

Auch ein Teil von Voskepar in der armenischen Region Tawusch ist von der Grenz-Demarkation betroffen. Anwohner protestierten gegen Eriwans Entscheidung.
Auch ein Teil von Voskepar in der armenischen Region Tawusch ist von der Grenz-Demarkation betroffen. Anwohner protestierten gegen Eriwans Entscheidung.APA / AFP / Karen Minasyan
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Die Grenzziehung gilt als wichtiger Schritt in Richtung eines Friedensabkommens zwischen den verfeindeten Nachbarstaaten.

Es war keine Eroberung, sondern eine geregelte Abtretung: Vier unbewohnte Dörfer in der armenischen Grenzregion Tawusch gingen am Freitag in aserbaidschanische Kontrolle über.

Der Schritt ist Teil einer Vereinbarung über den Grenzverlauf zwischen den beiden verfeindeten Staaten, die im Vormonat erreicht wurde. Es geht um ein gebirgiges und verhältnismäßig kleines Gebiet von 6,5 Quadratkilometern im Nordosten des Landes. Die Dörfer waren armenisch besetzt. Der Schritt war in Armenien, das im Vorjahr den endgültigen Verlust von Bergkarabach erlitt und seither den Ansturm von 100.000 armenischen Vertriebenen verkraften muss, sehr umstritten. Da eine der Straßenverbindungen nach Georgien – neben dem Iran die einzige offene Landgrenze Armeniens – durch das betroffene Gebiet verläuft, wurde die Abtretung auch aus Sicherheitsgründen kontrovers diskutiert.

In Eriwan und in der betroffenen Region kam es deshalb zu tagelangen Protesten gegen die Regierung von Premierminister Nikol Paschinjan. Die Demonstranten forderten den Rücktritt Paschinjans, der wegen der armenischen Niederlage in Bergkarabach schon länger angefeindet wird.

Zu friedlicher Lösung gezwungen

Paschinjan verteidigt die Entscheidung als einzige Option, um einem Friedensvertrag mit dem militärisch überlegenen Aserbaidschan näherzukommen. Die Region Tawusch (in Aserbaidschan wird die Region Gazakh genannt) ist nicht die einzige Region, in der die beiden Nachbarstaaten ihre Grenzstreitigkeiten beilegen wollen. Entlang der gemeinsamen Grenze liegen mehrere aserbaidschanische und armenische Exklaven, die im Zuge des Abkommens zurückgegeben werden sollen. So besitzt Armenien östlich des Sewansees die Exklave Arzwaschen, die von aserbaidschanischem Staatsgebiet eingeschlossen ist und auch von Baku kontrolliert wird. Die dortigen Armenier wurden zu Beginn der Neunzigerjahre vertrieben.

In Armenien hegt man die Hoffnung, dass Aserbaidschan im Zuge des Verhandlungsprozesses vor neuen aggressiven Schritten zurückschrecken wird. Baku sendet gemischte Signale bezüglich seiner zukünftigen Absichten.

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