Auf Achse

Nun sollen auch Russlands Autos patriotisch werden

Autos auf Moskaus Straßen. Im Hintergrund läuft eine TV-Übertragung von Wladimir Putins Rede vor der Föderalen Versammlung.
Autos auf Moskaus Straßen. Im Hintergrund läuft eine TV-Übertragung von Wladimir Putins Rede vor der Föderalen Versammlung.APA / AFP / Olga Maltseva
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Inmitten der gesamtnationalen Patriotismusbeschwörung sollen nun auch Russlands Autos stolz die weiß-blau-rote Staatsflagge auf den Nummerntafeln tragen. Die ist dort zwar jetzt schon üblich, aber eben nicht zu 100 Prozent.

Patriotismus überall. Im Schulunterricht, beim Hobbysport, bei Ausstellungen in irgendwelchen Parks. Und nun sollen auch Russlands Autofahrer und Autofahrerinnen patriotischer werden. Wo käme denn der Staat hin, wenn sich nicht wirklich alle, selbst im geliebten Blechle, der Vaterlandsliebe unterwerfen würden?

„Schlupflöcher für Staatshasser“ dürften nicht sein, krakeelt da der russische Abgeordnete Alexander Hinstein und verlangt, dass alle Autokennzeichen ab dem neuen Jahr mit einer russischen Trikolore versehen werden. Na, wenn es in dem Land nichts Wichtigeres gäbe, worüber die Menschen sich Gedanken machen! Herr Hinstein geht da ganz gewohnt recht verbissen an seine neue Initiative heran.

Verpflichtende Flagge

Die Autokennzeichen in Russland sehen folgendermaßen aus: Sie sind zweigeteilt. Im ersten Teil (von links gesehen) steht vorn ein Buchstabe, dann folgen drei Zahlen, dann zwei Buchstaben. Im kleineren zweiten Teil stehen oben zwei- oder dreistellige Zahlen, die auf die Region verweisen, in der das Auto angemeldet ist. Darunter findet sich die Abkürzung RUS, für Russland. Daneben soll nun – verpflichtend – die Flagge Russlands erscheinen, weiß-blau-rot.

Eigentlich sind diese Flaggen indes schon seit 2020 auf den Autokennzeichen zu finden. Hat man damals so beschlossen, ohne groß Aufhebens darum zu machen. Doch bisher war es jedem Automobilisten selbst überlassen, ob er die Trikolore aufdrucken lässt oder nicht. Das Kennzeichen kostet sogar umgerechnet fünf Euro mehr, wenn es ohne die Flagge daherkommt. Und so fahren bereits jetzt schon die meisten Autos auf Russlands Straßen mit russischer Trikolore im Kennzeichen. Aber eben nicht alle.

Bürokratischer Aufwand

Diesem unpatriotischen Treiben soll nun der Garaus gemacht werden. Die Polizei hat den Vorschlag Hinsteins angenommen und zeigt sich ganz begeistert davon. In russischen Medien wird derweil diskutiert, wie das alles zu handhaben sei. Wie sähe es denn mit Strafen für die aus, die ohne Flagge über die Straßen brausen? Bisher werden Bußgelder erteilt, wenn Kfz-Kennzeichen den Verkehr stören. Wenn die Fahrer zum Beispiel ihre Kennzeichen abkleben oder etwas daran montieren, das andere Verkehrsteilnehmer blendet.

Ob nun ein Auto eine Flagge hat oder nicht, zudem so klein, ändert nun wirklich nichts für den Verkehr. Zudem soll die neue Regel und damit eine Strafe erst für neu angemeldete Fahrzeuge gelten. Was passiert mit jenen, die ihr Auto seit Jahren ohne die Trikolore fahren? Rückwirkend soll die neue Bestimmung nicht sein, versichert Hinstein. Da das Land entlang seiner Straßen Millionen Kameras aufgestellt hat, fielen fehlende Flaggen sofort auf. Ein bürokratischer Aufwand halt zu beweisen, wenn das Auto bereits seit Jahren ohne Trikolore fährt. Man ließe das wohl bleiben.

Das Gesetz entpuppt sich so als Nullnummer. Als Gebrüll von Hurra-Patrioten, das in den Weiten russischer Straßen verhallt.

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