Schauspielhaus: Also, es war fürchterlich

Über "1914" und eine an das dokumentarische Stück anschließende Diskussion.

Statt des nächsten Ganges servierte der Diener zum Diner ein Telegramm: Wird wieder eine Einladung sein, mutmaßte Karl, späterer Kaiser von Österreich. Tatsächlich war es die Nachricht von der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand. "Also, es war fürchterlich", so Zita, seine Frau, im gedehnten Schönbrunner-Deutsch.

"1914 - Eine Enthüllung" heißt das Stück, das am Sonntag Nachmittag im Wiener Schauspielhaus im Rahmen einer neuen kulturpolitischen Initiative aufgeführt wurde. Prinzipal Airan Berg inszenierte das von Aida Karic verfasste dokumentarische Stück über Gavrilo Princip, den Attentäter des Thronfolgers und seiner Frau. Der Text beruht auf Originalprotokollen und historischen Dokumenten. Und so tritt Martina Spitzer als Zita auf und kommentiert die Nachricht vom Attentat in ebendieser Weise.

In eindringlichen Bildern läuft eine Szenenfolge ab, welche von den Motiven für die Tat über die Hintermänner des Mordes bis zu seinen Folgen die Geschichte des Attentäters aufrollt. Etliche historische Personen, die involviert waren, werden von den stilisiert spielenden Schauspielern mit Originalzitaten vorgeführt. So entsteht eine dichte Atmosphäre, die vom sehr gelungenen Bühnenbild unterstützt wird.

Diese Aufführung lief als neues kulturpolitisches Projekt von Heide Schmidts "Institut für eine Offene Gesellschaft". Sie wurde von einer Bank gesponsert. Das Publikum hatte deshalb freien Eintritt, wurde jedoch um Spenden für ein nächstes Projekt gebeten. Im Anschluss daran fand eine Diskussion zum Thema "Freiheit - Terrorismus - Geschichtsschreibung" statt. Für die Initiatoren bilden Kunst und Kultur Fermente einer offenen Gesellschaft, die von Terrorismus bedroht wird. Der Zeitpunkt hätte also kaum besser gewählt sein können, stand die Diskussion doch im Zeichen der jüngsten Anschläge auf die zwei Synagogen in Istanbul, zu denen sich al-Qaida bekannt hat.

"Der terroristische Akt als Event zielt darauf, die Zivilgesellschaft zur Reaktion zu zwingen und greift so unsere Demokratien an", so Doron Rabinovici. Klaus Emmerich hielt ihm entgegen, dass sich das anhöre wie aus dem Mund George W. Bushs. Noch auf dem Podium saßen Hausherr Airan Berg, die Journalistin Gudrun Harrer ("Der Standard") sowie Heide Schmidt. Sie bemühten sich redlich um eine
Begriffsabgrenzung zwischen quasi erlaubtem Tyrannenmord und dem Mord an Unschuldigen als terroristischem Akt.

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