Kritik Film: Ein London der Liebe

"Tatsächlich . . . Liebe" von Richard Curtis, ein Episodenfilm übers Thema Nummer Eins, bestreut mit viel Weihnachts-Flitter.

Die Menschen sind griesgrämig und hassen einander? Gar nicht wahr, ruft Richard Curtis (Drehbuchau tor von Vier Hochzeiten und ein Todesfall, Notting Hill, Schokolade zum Frühstück) gleich eingangs seinem Publikum zu. Liebe befeuert diesen Film, selten lichterloh, oft auf Sparflamme - und manchmal geht das Feuerwerk auch nach hinten los. Zum Glück ist das Tempo so rasant und das Ensemble so erlesen - bis in die Nebenrollen (Rowan Atkinson) -, dass der Zuseher nicht allzu sehr leidet und gelegentlich auch herzlich lacht.

Besonders hübsch: der unsterblich in eine Schulkollegin verknallte Zehnjährige Sam (Thomas Sangster) mit seinem Stiefvater Daniel (Liam Neeson); besonders witzig: der um sein Comeback ringende Sänger (Bill Nighy); berührend: Karen (Emma Thompson), die fürchtet, ihren Mann Harry (Alan Rickman) an eine Jüngere (Heike Makatsch) zu verlieren, und die Bürokraft Sarah (Laura Linney), die ihr geistesgestörter Bruder daran hindert, sich ihrem Kollegen Karl (Rodrigo Santoro) in die offenen Arme zu werfen. Eher soap-mäßig: der Schriftsteller Jamie (Colin Firth), der sich, nachdem ihn seine Frau betrogen hat, in sein portugiesisches Hausmädchen (Lucia Moniz) verliebt; konstruiert, peinlich: die Sequenzen mit Hugh Grant als britischem Premierminister. Grant liefert, teils charmant, teils grimassierend, eine Parodie seiner selbst. Im Interview bekannte er, dass ihm das Filmen nicht mehr so viel Spaß mache wie früher. Man meint es hier zu bemerken.

Mit einer Packung Pralinen verglich der Kritiker der Los Angeles Times Love Actually. Die Pralinen schmecken unterschiedlich, mal zu süß, mal nach Süßstoff oder wie mit diesem grauslichen Gelee gefüllt, das die Kinder immer empört ausspucken. Hin und wieder ist auch echtes Nougat dabei. "Feel good" ist die Devise, frühere Hollywood-Komödien standen wohl Pate. Die kalte Finanzstadt London wollte sich als Stadt der Liebe profilieren, der Film zeichnet eher ein bittersüßes Liebes-Chaos, eine Art milde Version von "Sex and the City".

Kein Wunder, Weihnachten steht vor der Tür, für die Filmbranche wie in diesem Film. Und da sollte doch alles Wonne und Waschtrog sein. Zumindest für jene, die noch an den Weihnachtsmann glauben, und das sind in London offenbar erstaunlich mehr Leute, als man annehmen würde.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.