Österreichs Verlage in Frankfurt: Klein und deshalb krisengeschützt

Nie hoch gestiegen, darum nicht tief gefallen: Die österreichischen Buchverleger behaupten in Frankfurt ihren Rang. Größte Sorge: Werden die Jungen Bücherleser?

Die österreichische Buchbranche spürt zwar die Auswirkungen der Konjunkturflaute, ist aber nicht in dem Ausmaß wie Deutschland davon betroffen. Ein Grund dafür ist, daß die heimischen Verlage sich nie so sehr dem rauhen Wind des freien Marktes ausgesetzt haben wie die deutschen Konzernverlage. Da nie deren Auflagenhöhen erreicht wurden, ist in den jetzigen schlechten Zeiten auch die Fallhöhe eine geringere.

Werner Brunner vom Verlagsbüro Schwarzer etwa, der für viele, auch deutsche Verlage Werbemittel produziert, sieht den heimischen Buchhandel nicht angeschlagen. Er erwartet sich - nicht zuletzt wegen der Pleite der Libro-Kette - ein annehmbares Ergebnis am 31. Dezember.

Nicht ganz so optimistisch zeigt sich Fritz Panzer vom Ueberreuter Verlag. Die Übernahme einiger Amadeus-Filialen durch die zum Douglas-Konzern gehörige Thalia-Gruppe sieht er durchaus als Bedrohung: "Die sind nicht nach Österreich gekommen, um über Rabatte zu verhandeln, sondern um welche zu diktieren." Das werde Folgen haben. Bei den Verlagen sieht der Ueberreuter-Chef aber keinen Spielraum mehr. So wird das Problem auf das schwächste Glied in der Kette abgewälzt werden: auf die Autoren.

Auf der Buchmesse ist ohnehin das Wehklagen über die hohen Vorschüsse zu hören, welche den Autoren in jüngster Vergangenheit gezahlt wurden. Heute denken viele Verlagsmanager, daß diese Lizitation nach oben zur gegenwärtigen Krise beigetragen habe. In Österreich habe sich das Füllhorn freilich nie über die Autoren entleert, meint Fritz Panzer. Autorenhonorare von zehn Prozent vom Ladenpreis werden in Hinkunft wohl erst bei einer Auflagenhöhe von 10.000 Stück und mehr gezahlt werden können. Mit Büchern etwas zu verdienen wird also noch schwieriger - außer man ist Bestsellerautor. Doch wer ist das, von Paulo Coelho, Donna Leon oder Henning Mankell abgesehen.

Hoffen auf Bibliophile

Ein anderes Problem sieht Alexander Potyka, Eigentümer des Wiener Picus Verlags, auf die Branche zukommen. "Wenn erst einmal ein rationaler Umgang mit Büchern einsetzt, wird's schwierig", so Potyka. Die Branche lebe ja von den Bibliophilen - also jenen Menschen, denen Bücher ein geistiges und sinnliches Vergnügen bereiten. Die Jugend wolle rasch Information oder Unterhaltung, zeige aber wenig Sammlerleidenschaft für gedruckte Lettern. Doch ohne Leidenschaft ist weder ein Verlag zu führen noch ist er ohne Leidenschaft des Lesepublikums am Leben zu erhalten.

Insgesamt aber sind die österreichischen Verleger - heuer sind 133 Firmen vertreten, gegenüber 137 im Vorjahr - zuversichtlicher als die deutschen, weil viele sich ihre Nischen gesucht haben, die ein kleines, aber feines Publikum finden. Andrea Schaller vom Czernin Verlag verweist stolz auf ihren soeben erschienenen Prachtband über den "Dritten Mann" - die Geschichte des legendären Films.

Bei Lojze Wieser, Gründer des gleichnamigen Klagenfurter Verlags, wächst die "Bibliothek des Ostens" kontinuierlich an, und Arno Kleibel, Chef des Salzburger Otto Müller Verlags, kann auf seine Erfolge mit der Christine-Lavant-Ausgabe oder dem New-York-Band Inge Moraths verweisen.

Michael Forcher vom Innsbrucker Haymon Verlag überraschte mit der Aussage, daß ihm die finanzielle Beteiligung der Deutschen Verlags-Anstalt kaum genützt hätte. Zur Zeit schade sie mehr aufgrund der Verkaufsabsicht der FAZ-Gruppe, zu welcher die DVA gehört. Forcher konnte durch die Vertriebsgemeinschaft mit den Deutschen nicht mehr Bücher in der Bundesrepublik verkaufen.

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