Omama am Operndach

Kinderoper. Die "Omama im Apfelbaum" an der Wiener Staatsoper: bunt, spannend – und diskussionsfördernd.

Kinderbücher sind überraschend passable Steinbrüche für Opern-Libretti. Zu dieser Einsicht könnte jedenfalls kommen, wer die Vorstellung von Mira Lobes Klassiker „Die Omama im Apfelbaum“ im Zelt auf der Dachterrasse der Wiener Staatsoper sieht. Die Bilder sind bunt, die Handlung ist überschaubar und dennoch spannend: Der kleine Andi wünscht sich sehnsüchtig eine Oma, trifft sich regelmäßig mit einer fiktiven im Apfelbaum, bis er sich mit einer älteren Frau aus der Nachbarschaft anfreundet – und so zu gleich zwei Omas kommt.

Die Musik von Elisabeth Naske, die bereits „Das kleine Ich-bin-Ich“ und „Die feuerrote Friederike“ kindergerecht vertont hat, schwankt zwischen Klassik, Volksmusik und Rap. Wenn etwa innere Stimmen und Erinnerungen auf Andi niederprasseln oder die Mutter ihm Schreibübungen diktiert, klingt das eher klassisch. Im Prater hört man Volkstümliches, und wenn Andi seiner Nachbarin seine Kochkünste anpreist, rappt er. Alles, was zum Verständnis der Handlung nötig ist, wird allerdings gesprochen.

Konflikt zwischen Fantasie und Realität

Librettistin Theresita Colloredo hat Andis Abenteuer ein wenig eingeschränkt und den Schwerpunkt auf den Konflikt zwischen Fantasie und Wirklichkeit gelegt. Dadurch entsteht eine Handlung mit dramatischem Höhepunkt, als dem kleinen Andi beim Abendessen dämmert, dass die Omama im Apfelbaum nur „eingebildet“ ist.

Das farbenfrohe Bühnenbild mit einem großen Apfelbaum in der Mitte entwarf Marion Hofstetter. Die dazugehörige Omama könnte mit ihrer bunten Kleidung und dem blumen- und apfelbestickten Hut auch aus der „Zauberflöte“ stammen, die schon häufig in einer Kinderversion an der Staatsoper lief. Während die fiktive Oma aus einer fernen Zeit zu kommen scheint, aber jung ist (in der Premiere wurde sie von Michaela Selinger gespielt, die Sänger und Schauspieler variieren aber), ist die Nachbarin „Frau Fink“ (unter anderem von Margareta Hintermeier verkörpert) betont auf gebrechlich und alt geschminkt. Omamas können heute eben sehr unterschiedlich sein.

Dass Buben von Frauen gespielt werden (Laura Tatulescu gab in der Premiere den Andi) und die Familienmitglieder mit verschiedenen Akzenten sprechen, regte die Kinder im Anschluss zu heftigen Diskussionen an. Als Alan Lacuin im Prater mit Wiener Akzent „Wirschtl“ anpreist, sorgte das für Verwunderung bei den Kindern – und Lacherfolge bei den Erwachsenen.

Inline Flex[Faktbox] NUR MEHR RESTKARTEN("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2007)

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