Mit Hyperschall an die Grenze des Alls

Indiens „Reusable Launch Vehicle“ RLV könnte die Raumfahrt revolutionieren.

Es ist eines der anspruchsvollsten Projekte überhaupt, und Indien könnte das Rennen um dessen praktische Umsetzung gewinnen: Bis 2015 will man eine Art Flugzeug bauen, das in 100 km Höhe fliegt, wo die Fracht, etwa ein Satellit, ausgeklinkt und von einer kleinen Rakete in den Ziel-Orbit (typisch 200 bis 2000 km) gebracht wird. Der Flieger landet und wird wiederverwendet. Das Projekt firmiert in Indien unter „Reusable Launch Vehicle“ RLV (Wiederverwendbares Startgerät); manche sagen „Avatar“ dazu.

Man hofft, so die Startkosten für Satelliten (7000 bis 20.000 Euro pro Kilo) auf unter 1000 €/kg zu senken. Normale Raketen, die nach Gebrauch verglühen oder ins Meer stürzen, wären unnötig – sie machen das Gros der Startkosten aus.

Die technischen Anforderungen sind enorm, vor allem, da der RLV einen „Ramjet“, ein Staustrahl-Triebwerk, benützt. Es hat keine beweglichen Teile wie Flugzeugtriebwerke, die Luft zum Verbrennen des Treibstoffs mit Turbinen ansaugen und verdichten, und ermöglicht Geschwindigkeiten von 3000 bis 15.000 km/h und mehr. Weil ein Ramjet aber erst richtig anspringt, wenn er mit mehr als 2000 km/h durch die Luft bewegt wird, wird das RLV zuvor von einem normalen Flugzeugtriebwerk beschleunigt.

Treibstoff im RLV ist Flüssig-Wasserstoff; da die Luft in großen Höhen zu dünn wird und Verbrennung unmöglich macht, soll beim Aufstieg Atmosphärenluft verflüssigt und gesammelt werden, um sie bei Bedarf ins Triebwerk zu blasen.

Ähnliche Projekte der USA (X-43) und Russlands (Tupolev-2000) ziehen sich seit Ewigkeiten hin. Kleine Ramjets gibt es bei einigen Typen von Luftabwehrraketen. wg

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2007)

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