Lebensmittelhandel: Rewe und Adeg auf dem Prüfstand

Die Wettbewerbsbehörde will Ende des Monats über das Schicksal von Rewe/Adeg entscheiden. Im schlimmsten Fall könnte der Deal untersagt werden.

wien. Gut ein Jahr dauert die Liaison jetzt schon. Und in wenigen Wochen wird sich zeigen, ob der Einstieg des Einzelhandelskonzerns Rewe Austria (Billa, Merkur, Penny, Bipa) beim Konkurrenten Adeg auch Bestand hat. Voraussichtlich Ende Oktober will sich die Wettbewerbsbehörde in der Angelegenheit eindeutig „deklarieren“, erklärte deren Sprecher Stefan Keznickl der „Presse“.

Die Causa hat seit ihrer Ankündigung für Wirbel gesorgt: Rewe hatte nämlich nur 24,9 Prozent an Adeg übernommen und war damit unter der kritischen Marke von 25 Prozent geblieben. Womit die Übernahme aufgrund des novellierten Wettbewerbsrechtes nicht der Anmeldung beim Kartellgericht bedurfte – sie unterliegt nicht der Fusionskontrolle.

Das heißt nicht, dass für Rewe alles „gegessen“ wäre. Die Wettbewerbshüter untersuchen, ob bei der vertraglich fixierten „Einkaufskooperation“ zwischen Rewe und Adeg ein verbotenes Kartell vorliegt.

Ein mühsames Unterfangen. Denn der schriftliche Vertrag zwischen Rewe und Adeg ist nicht besonders aufschlussreich. Also muss die Wettbewerbsbehörde mit einer Handvoll Mitarbeitern den Auswirkungen der Liaison auf den Grund gehen. Es werden laufend Gespräche mit Lieferanten und Konkurrenten geführt, um die „faktischen Auswirkungen“ der Kooperation zu eruieren. Allein die „Mitarbeit“ von Rewe-Erzfeind Spar dürfte die Wettbewerbshüter länger beschäftigt haben: Spar-Chef Gerhard Drexel hat der Behörde kontinuierlich regelrechte Konvolute zukommen lassen, in denen vermutete Beweise für Kartellrechtsvergehen gesammelt sein sollen.

Ende Oktober wird es also spannend: Die Wettbewerbshüter werden darlegen, ob die Sache unbedenklich ist oder nicht. In letzterem Fall müsste Rewe mit einer Geldbuße – schlimmstenfalls mit einem Verbot des Deals rechnen. Spar-Chef Drexel hat bereits angekündigt, sich selbst an das Kartellgericht zu wenden, sollte es von der Wettbewerbsbehörde keine Beanstandungen geben.

Hohe Marktkonzentration

Kritiker des Rewe/Adeg-Schulterschlusses führen die ohnehin hohe Marktkonzentration im heimischen Lebensmittelhandel an: Laut dem Marktforscher AC Nielsen verfügt die Rewe-Gruppe über einen Marktanteil von 29,7 Prozent. Jener von Spar, der Nummer zwei, liegt bei 27,6 Prozent. Den Rest des Marktes teilen sich einige wenige Lebensmittelketten – wobei Adeg es auf einen 6,1prozentigen Anteil bringt.

Interessantes Detail: Spar wird enormes Interesse an einer Partnerschaft mit Zielpunkt nachgesagt. Die Kette verfügt über einen Marktanteil von 4,7 Prozent. Spar-Chef Drexel meinte am Montag gegenüber der „Presse“, lakonisch, dass er einen Einstieg bei Zielpunkt „nicht ausschließen“ könne. Meinung Seite 39

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.10.2007)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.