Ein im Internet aufgetauchtes Video heizt die Diskussion um Taser-Waffen an: Es zeigt vier kanadische Flughafen-Polizisten, die mit einer Elektroschockwaffe einen verwirrten Mann töten.
Das knapp neun Minuten lange Video zeigt den tödlichen Einsatz der Taser-Waffen: Am 14. Oktober töten vier Polizisten den verwirrten Polen Robert D. mit ihren Taser-Waffen.
Die Aufzeichnung eines unbeteiligten Passagiers zeigt den Polen, wie er nervös im Wartebereich des Flughafens auf und ab marschiert und zu randalieren beginnt. Als die vier Polizisten eintreffen, setzen sie nach weniger als einer Minute zum ersten Mal ihre Elektroschockwaffe ein, obwohl sie der Mann offenbar nicht bedroht hat. Robert D. stürzt, windet sich am Boden vor Schmerzen. Drei Polizisten knien sich auch ihn, einer ruft: "Schieß noch mal!" Als der Mann reglos daliegt, rufen sie die Rettung.
Das Video
Polizei hielt Video zurück
Der Kanadier, der den Vorfall gefilmt hatte, hatte seine Aufnahmen der Polizei zur Verfügung gestellt, die zugesagt hatte, sie zurückzugeben. Als die Beamten dann doch die Herausgabe verweigerten, erzwang sie der Kandadier vor Gericht und spielte das Video den Medien zu.
Vergebliches Warten auf Mutter
Der Pole hatte am 13. Oktober in Frankfurt am Main zum ersten Mal in seinem Leben ein Flugzeug bestiegen, um nach Kanada auszuwandern, wo seine Mutter lebt, wie der Anwalt der Familie mitteilte. Wegen eines Missverständnisses wartete er zehn Stunden lang in einem gesicherten Bereich des Flughafens auf sie, während sie im Besucherbereich wartete.
Der Anwalt kritisiert, dass niemand vom Flughafen-, Zoll- oder Sicherheitspersonal die geringsten Anstalten gemacht habe, den beiden zu helfen. Als der Pole endlich den Weg in den Besucherbereich gefunden habe, sei seine Mutter nicht mehr dagewesen. Daraufhin sei der Mann in Panik geraten.
AI fordert Ende von Taser-Waffen
US-Medienberichten vom Freitag zufolge fordert Amnesty International einen grundsätzlichen Verzicht auf die Waffe, der kanadische Sicherheitsminister Stockwell Day kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an. Seit Juli 2003 sind laut "New York Times" in Kanada 18 Menschen gestorben, nachdem sie von einem Schuss aus der Elektroschockpistole getroffen wurden, in den USA waren es 280 Fälle seit 2001.
Auch in Österreich im Einsatz
Die Waffe, die dem Opfer mit Nadelelektroden einen kurzen, heftigen Elektroschock versetzt, gilt als nicht tödlich. Die österreichische Exekutive verfügt seit 1. Juni 2006 über etwa 200 Taser. Mit den Geräten werden "nur spezielle ausgebildete Beamte" ausgerüstet, die zu den Spezialeinheiten Cobra und Wega oder zur Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität gehören bzw. in Polizeianhaltezentren tätig sind, sagte Rudolf Gollia vom Innenministerium. Bisher wurden Taser in 50 Fällen - "unter den strengen Bestimmungen des Waffengesetzes" (Gollia) - angewendet, es gab dabei keine Zwischenfälle.
Abschreckung in Gefängnissen
Die Geräte sind seit einigen Jahren auch in österreichischen Vollzugsanstalten vorhanden, nachdem diese in einem eigens angeforderten gerichtsmedizinischem Gutachten als "mindergefährliche Waffen" eingestuft wurden. Das sagte Vollzugsdirektor Karl Drexler. "Die Verletzungsgefahr ist bei Stockwaffen deutlich höher". In österreichischen Gefängnissen sind Taser bisher sechs bis sieben Mal zum Einsatz gekommen, nie sei etwas passiert. Drexler verwies auf die abschreckende Wirkung: "Die Häftlinge wissen inzwischen Bescheid." Taser seien daher ein geeignetes Mittel, um die "Neigung zur Gewalt in Gefängnissen deutlich zu senken".
(Ag./Red.)