Hahns untypische Gratulanten

Die Presse (Clemens Fabry)
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Wiens VP und Freunde luden zum 50. Geburtstag von Johannes Hahn. Der nahm Ironie, Lob und Gratulationen wie alles im Leben: gelassen, lächelnd, fast distanziert.

Der altgediente VP-Minister kam aus dem Staunen nicht heraus: „In Wien feiern mehr die Wiener VP als sie wählen.“ So schlimm steht es dann auch wieder nicht um die kleine Wiener Oppositionspartei. Tatsächlich war am Montagabend ein großer Teil der 500 geladenen Gäste auch tatsächlich erschienen, um zu feiern. Aber eben nicht die Wiener VP, wie mancher Gemeinderat sich schon erhoffte, sondern den Minister.

Johannes Hahn wurde am vergangenen Sonntag 50, und die Landespartei richtete ihrem Minister im Theatersaal der Akademie der Wissenschaften ein vergleichsweise opulentes Fest aus. Weniger was Verpflegung oder Show-Einlage betraf (für den 50er Wolfgang Rosams hatte Alfred Gusenbauer Neil Shicoff eingeflogen – vor der Staatsopern-Entscheidung), als die Gästeliste: Neben vielen Parteifreunden hatte sich beinahe die gesammelte aktuelle und die gesamte künftige Führungsspitze der Stadt Wien eingestellt: Bürgermeister Michael Häupl, Vizebürgermeisterin Renate Brauner, Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely und – mit langjähriger Wien-Erfahrung ausgestattet – Infrastrukturminister Werner Faymann. Frauenministerin Doris Bures vervollständigte die SP-Liste, die Bundes-VP war beinahe unterrepräsentiert, Ursula Plassnik, Josef Pröll, Martin Bartenstein und Christa Marek vertraten Willi Molterer, der via Grußbotschaft gratulieren durfte. Und Wolfgang Rosam war auch dabei.

Apropos Grußbotschaft: Neben den üblichen sympathischen Verwandten (Frau, Vater, Sohn) und bemühten Kabarett- und Stimmenimitator-Einlagen kamen besonders schön bösartige Liebesbekundungen von Freunden und einflussreichen Bankern: Erste Bank-Chef Andreas Treichl, der Hahn aufgrund dessen langer Karriere und ihrer Freundschaft auf 60 schätzte, riet dem Minister, ebenso todernst, sich endlich einen vernünftigen Job zu suchen; etwa den Bürgermeister-Posten von „Bratis-Wien“, mit dessen Hilfe er allen arbeitslosen Studenten einen Job geben könnte; in der Auto-Industrie in der Slowakei zum Beispiel. Und Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad merkte genüsslich an, dass mancher Vorgänger Hahns als Wiener VP-Chef den Jubilar um seine Karriere als Minister wohl beneiden würde. Das wurde mit Gelächter quittiert, Alfred Finz erinnerte sich an seine Zeit als Staatssekretär, und Bernhard Görg stieß erst später zum Fest dazu.


Gio, wie Johannes Hahn immer wieder tituliert wurde, stand da brav neben den Moderatoren Christine Sprenger (bekannt durch „Soko Kitzbühel“) und Kabarettist Alexander Sedevy auf der Bühne, lächelte, wirkte vor einer schwankenden Meereskulisse (in Anspielung auf sein Hobby Segeln) wie immer leicht distanziert. Aber er ließ sich dann doch feiern. Lange Reden gab es zur Freude der Gäste keine (Ausnahme: Norbert Walter), der Werdegang Hahns kam dennoch zur Sprache. So Hahn selbst, als er über seine Kindheitserinnerungen befragt wurde: „Ich hab' in der Sandkiste nicht gewusst, dass Minister überhaupt ein Beruf ist.“

Neben lokaler und politischer Szene gab sich die Scientific Community ein Stelldichein. Die Rektoren der 21 Universitäten waren etwa da, Wissenschaftler ließen ihren Minister hochleben, wie die Mikrobiologin Renée Schroeder. Er habe Handschlagqualität, sagte Uni Wien-Rektor Georg Winckler genauso wie Grün-Mandatar Chorherr. Aber auch das Lob nahm Johannes Hahn gelassen. Und zum Abschluss des offiziellen Teils: „Ich halte etwa 500 Reden im Jahr – deshalb kommt eine Nichtrede.“ Er lud nur noch Anwesende zum Buffet, fügte aber doch einen Satz hinzu: „Um einer parlamentarischen Anfrage zuvorzukommen: Das ist alles von Freunden gespendet.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2007)

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