Kinderpornos: Pädagogen, Ärzte als Täter

Die Presse (Fabry)
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Zwei Polizei-Operationen gegen Kinderpornografie im Internet förderten auch Täter zu Tage, die beruflich mit Kindern zu tun haben.

WIEN. Zwei internationale Operationen gegen Kinderpornografie im Internet wurden am Mittwoch vom Bundeskriminalamt bekannt gegeben: Insgesamt wurden dabei 107 österreichische Verdächtige ausgeforscht, Männer zwischen 22 und 78 Jahren. Unter den Tätern sind auch Personen, die beruflich mit Kindern zu tun haben: ein Hauptschullehrer, ein Sozialpädagoge, ein Erzieher, ein Schulwart sowie einige Ärzte.

Es war die Operation „Sinon“, die unter anderem auch diesen Personenkreis zu Tage förderte. „Sinon“ kam ins Rollen, nachdem ein deutscher Internetdienst zwei Video-Dateien entdeckt hatte, die auf einem sogenannten File-Hoster hochgeladen waren. Auf einem Video war schwerer sexueller Missbrauch eines zwölfjährigen Mädchens zu sehen, auf dem anderen der Missbrauch einer zehnjährigen Asiatin. Links zu diesen Videos waren in diversen Internet-Foren zu finden.

Das Internet-Unternehmen übergab die Protokoll-Dateien (Logfiles) jener Nutzer, die versucht hatten, die Kinderporno-Videos herunter zu laden, der Polizei. Auf diese Art konnten in Österreich 80 Verdächtige, darunter eben auch besagte Pädagogen, ausgeforscht werden. Ein Fall war besonders krass: Ein Wiener war gerade mit seinem PC online, als die Polizei zwecks Hausdurchsuchung die Wohnung betrat. Als Bildschirmschoner verwendete der Mann ein Bild, das er selbst beim Missbrauch seiner zehnjährigen Stieftochter angefertigt hatte. Der 44-Jährige wanderte in U-Haft.

Die zweite der beiden Operationen ging von den USA aus. Unter dem Namen „Orangebill“ nahmen die amerikanischen Ermittler gezielt Personen ins Visier, die Abrechnungs-Dienste für Kinderporno-Websites anboten. Der Umweg über diese Dienste führte zum Ziel: Weltweit wurden ungefähr 2500 Konsumenten von Internet-Kinderpornografie ausgeforscht, indem man die Anmelde-Portale zu den Porno-Seiten – Bereiche, auf denen Zahlungs- und Abrechnungs-Modalitäten angegeben waren – durchforstete.

In Österreich gingen den Fahndern 27 Verdächtige ins Netz. Im einzelnen: neun Wiener, vier Niederösterreicher, fünf Oberösterreicher, zwei Salzburger, drei Steirer und vier Tiroler.

Auf die Frage nach den Berufen der Verdächtigen sagte der Internet-Ermittler Harald Greml vom Bundeskriminalamt (BK): „Quer durch den Gemüsegarten.“

Zeitaufwendige Beweissicherung

Beide Operationen dauerten übrigens das ganze abgelaufene Jahr. BK-Sprecher Gerald Hesztera: „Die Ermittlung der Verdächtigen und die Hausdurchsuchungen gehen schnell, das Bereitstellen des Beweismaterials dauert lange.“ Es sei äußerst zeitaufwendig, verdächtige Software, CDs, DVDs und diverse Festplatten auszuwerten, zumal große Datenmengen vorerst zu Beweiszwecken einwandfrei gesichert werden müssten. Zuletzt hatten die Operationen „Flo“ und „Penalty“ für Aufsehen gesorgt. Erstere förderte etwa 2400 Kinderporno-Konsumenten aus allen Kontinenten zu Tage – davon 23 aus Österreich im Alter zwischen 17 und 69. Auf einer russischen Webseite waren Kinderpornos zum Herunterladen angeboten worden.

Bei der Operation „Penalty“ gab es weltweit sogar 5000 Verdächtige, davon 46 aus Österreich. Einer davon war ausgerechnet ein Beamter des Bundeskriminalamtes. Der Polizei-Offizier wurde vom Dienst suspendiert und im November zu sechs Monaten bedingter Haft und 7700 € Geldstrafe verurteilt. Er befindet sich in psychotherapeutischer Behandlung.

Im allgemeinen gilt: Wer pornografische Darstellungen Minderjähriger (Personen, die unter 18 sind) besitzt, ist mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr zu bestrafen. Hat das Porno-Opfer das 14. Lebensjahr noch nicht vollendet, drohen dem Besitzer der pornografischen Darstellungen bis zu zwei Jahre Gefängnis.

AUF EINEN BLICK

Zwei äußerst zeitaufwendige Operationen gegen Kinderpornografie im Internet (Codenamen „Sinon“ und „Orangebill“) förderten insgesamt 107 Verdächtige aus Österreich zu Tage. Unter diesen Kinderporno-Konsumenten sind auch Personen, die beruflich mit Kindern oder Jugendlichen zu tun haben (ein Lehrer, ein Schulwart, ein Sozialpädagoge etc.).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.01.2008)

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