Wörther mal Mörwald ergibt...

(c) Mörwald
  • Drucken

Jörg Wörther, ewiges Drei-Sterne-Talent, kocht ab sofort bei Duracell-Hasen-Starkoch Toni Mörwald in Wien. Aber nur dienstags. Aber nicht nur.

Der Scherz ist böse, gemein, völlig aus der Luft gegriffen und typisch für die notorisch neidische Gastronomiebranche: „Minus mal minus ergibt Plus – hoffentlich.“

So zumindest wurde jenes Gerücht kommentiert, das sich am Mittwoch bewahrheitete: Toni Mörwald und Jörg Wörther, die als Unternehmer und Gourmet-Visionäre auch schon schwierige Phasen erleben mussten, gehen gemeinsame Wege. Zur Wiener Pressekonferenz der beiden, die das Attribut Starköche nicht ablehnen, kamen die gesamten Gourmet-Journalisten, um vom „gemischten Doppel“ (Beschreibung laut Pressemappe) die Neuigkeit des „Super Tuesday“ (ebenso) zu erfahren.

Ab 11. März wird nämlich Jörg Wörther, der von einem Repräsentanten des gefürchteten Guide Michelin einmal in einem Nebensatz als einziger möglicher Drei-Sterne-Kandidat Österreichs genannt wurde und seither unter dem Schicksal des ewigen Talents fast ein wenig leidet, in Toni Mörwalds Ambassador am Neuen Markt in Wien kochen. Am Dienstag. Und nur am Dienstag.

Denn Wörther ist Salzburger, hat dort Frau und Kind und wollte eigentlich nie nach Wien, wie er an der Seite Mörwalds erklärte: Er habe schon viele Angebote aus dem Osten ausgeschlagen. Mörwalds Werben für den Chefposten im Ambassador hat er nun nach Monaten nachgegeben. Dort hatte die Küche nach dem Abgang von Christian Domschitz nicht mehr richtig an die Spitze der Stadt anschließen können. Dass Wörther, der „Mozart der Küche“ (wieder die Pressemappe), nur dienstags kocht, soll die Küche dennoch weiterbringen. Sein früherer Souschef Ernst Rosmanith übersiedelt und arbeitet fix mit den Ambassador-Köchen Ralf Kampf und Michael Strobl. Dennoch werde aus dem Mörwald-Restaurant sicher kein Wörther-Restaurant, verspricht der zweite. Zumal er dort offenbar nicht die alte gefeierte Schloss Prielau-Linie oder die Gefüllte-Stanitzel-Idee (Cones!), die im Salzburger Carpe Diem den heiklen Bewohnern der Geschmacks-Metropole Salzburg und Sponsor Dieter Mateschitz nicht so gut gefiel wie dem Erfinder selbst, zubereiten wird. Sondern ein Stück österreichische Klassik, modern interpretiert, mit dem Produkt im Mittelpunkt. Was sonst?

Ganz sicher wird es jedenfalls keine Molekularküche geben, versichert Wörther. Obwohl er persönlich nichts dagegen habe, sagt er. Aber er werde „ohne Rücksicht auf geschmäcklerischen Zeitgeist kochen“, heißt es in der Presse-Meldung. Wörthers Ein-Tag-Woche sei jedenfalls sicher kein Marketing-Schmäh für sein Restaurant, ist Mörwald überzeugt. Tatsächlich gibt es internationale Beispiele von berühmten Küchen, in denen gefeierte Küchenchefs nur vorbeischauen. Die Herren Alain Ducasse und Jean-Georges Vongerichten machen es vor. Freilich hat das Ambassador eigentlich bereits einen bekannten Koch, der in der Küche nach dem Rechten sehen könnte: Toni Mörwald selbst nämlich.

Das große Wörther-Abend-Menü wird acht Gänge dauern und 165 Euro kosten – womit sich erstmals ein heimischer Koch an Pariser Verhältnisse annähern wird. Das kleine Menü zu Mittag ist um schmale 95 Euro zu haben. Dass aus diesem „Versuchsballon“ mehr werden soll, hofft Mörwald durchaus. Gemeinsam wollen die beiden auf (inter-)nationalem Parkett auftreten und zusammen ein Kochbuch schreiben. Inhalt und Konzept dafür hätten sie noch keines, aber das werde schon noch, meint Wörther. Und auch gemeinsame Delikatessen oder Convenience-Produkt für edle Supermärkte, die es in Österreich kaum gibt, kann sich Wörther schon vorstellen. Und vielleicht wird auch der ein oder andere Stanitzel in Mörwalds Catering auftauchen.

Zum Abschluss noch einmal die Presseaussendung der beiden Ideen-Sprudler: „Die zahlreichen Gäste, die Jörg Wörthers unverwechselbaren, organisch gewachsenen, ökologisch-sensiblen und an einem elitären Produkt-Verständnis, sowie der Suche nach einem schlüssigen und unverkrampften Harmonien geschulten Stil vermisst haben, dürfen sich freuen.“ Ganz genau.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2008)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.