Der Bericht einer Untersuchungs-Kommission sorgt für Bestürzung: Demnach wurden Hunderte Kinder seit den 30er Jahren in staatlichen Fürsorge-Einrichtungen missbraucht.
Drei Jahre wurde ermittelt, nun hat eine australische Untersuchungskommission einen beispiellosen Skandal von jahrzehntelangem Kindesmissbrauch in staatlichen Fürsorgeeinrichtungen aufgedeckt. Hunderte Opfer hätten sich bei der Kommission gemeldet, sagte der frühere Richter am Obersten Gerichtshof, Ted Mullighan, der die Untersuchung leitete, am Dienstag. Die Kinder seien von Pflegeeltern, Sozialarbeitern, Lehrern und Priestern gequält worden, berichtete Mullighan bei der Vorstellung der Ermittlungsergebnisse. Dabei befasste sich die Kommission nur mit dem Bundesstaat South Australia.
Er sei auf "die aufgedeckten widerlichen Unterströmungen der Gesellschaft" nicht vorbereitet gewesen, sagte Mullighan. Der Jurist sprach vom "Horror der sexuellen Grausamkeit und Ausbeutung kleiner Kinder und schutzloser junger Menschen unter staatlicher Fürsorge durch Menschen in Vertrauenspositionen". Insgesamt wurden 170 Anschuldigungen an die Polizei weitergeben, die sich auf 434 Täter beziehen, zwei Verdächtige seien in Haft. Es hätten sich 792 Menschen gemeldet, die seit den 30er Jahren von mehr als 1.700 Tätern misshandelt worden seien. Ein Drittel der Opfer habe sich zum Zeitpunkt des Missbrauchs in staatlicher Obhut befunden. Die Verbrechen seien in allen möglichen Einrichtungen verübt worden, darunter auch bei der Heilsarmee und in kirchlichen Institutionen.
Mullighan sagte vor Journalisten in Adelaide, er gehe davon aus, dass der Missbrauch andauere. "Ich wäre sehr erstaunt, wenn dies nicht immer noch passiert", sagte er einem Bericht der Nachrichtenagentur AAP zufolge. Die Ergebnisse seiner Untersuchung seien vermutlich nur "die Spitze des Eisberges". Der Ministerpräsident des Bundesstaates South Australia, Mike Rann, sagte, ihm sei nach der Lektüre des 600-Seiten-Berichtes schlecht geworden: "Mir drehte sich der Magen um." Seine Regierung werde sich bei den Opfern entschuldigen und Entschädigung zahlen.
(APA)