Kathrin Nachbaur: "Haben kaum einen Fehler ausgelassen"

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Kathrin Nachbaur im Gespräch über Frank Stronachs Geld, Russlands Einbindung und falsche Political Correctness.

Die Presse: Ist das Team Stronach – um in der Sprache seines Gründers zu bleiben – ein totes Pferd?

Kathrin Nachbaur: Es ist eines, das vom Schritttempo in den Trab wechselt. Und hoffentlich auch bald einen Galopp einlegen wird. Wir hatten unsere Anfangsschwierigkeiten. Und wir nehmen die Hauptkritikpunkte natürlich ernst: unkonventionelle Auftritte, die von vielen so empfundene Altlast als Söldnertruppe, die Glücksritter.

Das Team Stronach hat im Nationalrat mehr Abgeordnete als die Neos. Dennoch reden alle von den Neos und kaum jemand mehr über das Team Stronach.

Ich glaube, dass die Neos attraktiver wirken, weil sie gesellschaftspolitisch eher linksliberal angesiedelt sind – und es eben sehr viele linksliberale Journalisten gibt.

Die Neos wirken derzeit vor allem als Feindbild – für ÖVP, SPÖ und Grüne; das Team Stronach nicht einmal mehr als das.

Das ist auch nicht mein Ziel, irgendein Feindbild zu werden.

Sind die Neos nicht vielleicht auch professioneller?

Sie haben vieles richtig gemacht, das gebe ich gern zu. Wir haben einiges richtig gemacht – aber auch kaum einen Fehler ausgelassen. Die Neos hatten aber auch kräftige Unterstützung – durch ihren Oligarchen, den Herrn Haselsteiner.

Apropos Oligarchen. Wie ist denn die Position des Teams Stronach im Ukraine-Konflikt?

Die EU hat den Fehler gemacht, die Ukraine anzulocken. Ohne zu respektieren, dass sie eng mit Russland verflochten ist. Man hätte Russland von Anfang an miteinbinden müssen. Dass sich Russland nun auf die Beine stellt, kann man nachvollziehen.

Die Sanktionen sind ein Fehler?

Ich fürchte, dass sie der falsche Weg sind. Das wird unserem Wirtschaftsstandort schaden. Es gibt auch sehr viele Osteuropäer, die legal zu ihrem Geld gekommen sind und die einen wichtigen Wirtschaftsfaktor bei uns darstellen.

Bei der EU-Wahl werden Sie nicht antreten. Warum nicht?

Einerseits war es eine Budgetfrage. Andererseits sind wir heuer in einer Phase der Konsolidierung. Es waren bei uns viele Leute dabei, die gedacht haben, sie kriegen jetzt den besten Scheck ihres Lebens von Frank Stronach. Das hat eine Zeit lang gedauert, bis man sie ausgefiltert hat. Außerdem ist das EU-Parlament ein zahnloser Apparat.

Wie viel redet Frank Stronach noch im Team Stronach mit?

Tagespolitisch ist er nicht involviert. Er ist aber präsent, wir telefonieren regelmäßig. Und er schaut sich viele Parlamentsdebatten an. Und es ist ihm nach wie vor ein Anliegen, dass wir uns an die von ihm vorgegebenen Werte halten.

Sponsert er die Partei noch?

Mit zusätzlichen Geldern, meinen Sie? Davon gehe ich nicht aus.

Der nicht unumstrittene Marcus Franz ist nun Team-Stronach-Generalsekretär. Warum er?

Ich halte viel von ihm. Er hat ein goldenes Herz, ist gebildet und menschlich schwer in Ordnung.

Medial vielleicht nicht sehr geschickt.

Sie sprechen das „Profil“-Interview an (Franz hat Homosexualität als „Anomalie“ und freiwillige Kinderlosigkeit als „amoralisch“ bezeichnet, Anm.). Da muss ich zugeben, da waren wir alle überrascht. Auch er selbst. Das hat er nicht richtig eingeschätzt, wie sehr mancher versucht, ihn aufs Glatteis zu führen.

Der Kampf gegen die Political Correctness – ist das ein Thema?

Von Political Correctness halte ich nicht viel. Weil vor lauter Aufpassen an der Sache vorbeigeredet wird. Man kann alles übertreiben. In Wirklichkeit bringt das etwa den Frauen überhaupt keinen Vorteil, ob es ein Binnen-I gibt oder nicht.

Darf man Neger sagen?

Ich würde es nicht sagen.

Und wenn es jemand sagt?

Ich habe lange in Nordamerika gelebt. Viele Schwarze, auch in meinem Freundeskreis, reden so untereinander. Und da ist keiner auf den anderen beleidigt.

Wieso sollte man das Team Stronach wählen?

Weil wir dafür eintreten, dass der Proporz ein Ende hat: So sollten etwa die Organe der ÖIAG selbst Aktien ihrer Unternehmen halten müssen – das gäbe eine ganz andere Verantwortlichkeit. Und weil wir für Leistungsgerechtigkeit sind. Ich bin dafür, dass der Lohn brutto ausbezahlt wird – damit man sieht, was man an Steuern und Abgaben zahlt.

Sofortige Steuerreform oder zuerst Budgetkonsolidierung?

Das muss Hand in Hand gehen. Eine Steuerentlastung kann mehr Einnahmen bringen. Die Steuern müssen runter. Auch für die Unternehmer, denen nun 550 neue Steuerprüfer auf den Hals gejagt werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.05.2014)

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