Mit Enthüllungen zu Burger King sorgte Wallraff für Aufregung. Jetzt wird bekannt, dass er mehrmals mit dem größten Rivalen zusammenarbeitete.
Abgelaufene Lebensmittel und schlechte Arbeitsbedingungen bei Burger King bekam man vor kurzem im deutschen Privatfernsehen zu sehen: Der 71-jährige Aufdecker Günter Wallraff löste mit einer RTL-Reportage über die Missständen bei der Fast-Food-Kette einen Sturm der Entrüstung aus, der laut Unternehmensangaben bereits zu Umsatzeinbußen führte - und auch personelle Konsequenzen hatte.
Bei einer Protestveranstaltung gegen Burger King am vergangenen Mittwoch in Essen legte Wallraff noch einmal nach: Die von ihm in der Vergangenheit scharf kritisierte Kette McDonald's habe seit Jahren "die besseren Standards". Nun erzeugt das natürlich eine schiefe Optik, wenn das das Nachrichtenmagazin "Spiegel" berichtet, dass Wallfraff mehrmals mit dem größten Burger-King-Rivalen zusammengearbeitet hat.
Vortrag zu PR und Journalismus in Frankfurt
Dem Bericht zufolge nahm Wallraff im Jahr 2010 an zwei Treffen teil, die von Burson-Marsteller organisiert wurden - der PR-Agentur von McDonald's.Einmal diskutierte er bei einer internen Runde mit Managern von McDonald's und Gewerkschaftern und bekam dafür einen Betrag von 5000 Euro. Bei einer Veranstaltung der PR-Agentur in Frankfurt sprach er für 3000 Euro zum Thema "PR und investigativer Journalismus". Beide Honorare wurden an die Stiftung von Günter Wallraff überwiesen.
2011 beteiligte sich Wallraff an der Ausarbeitung einer internen Befragung der Mitarbeiter von McDonald's. Darüber hinaus stellte er sich im Jahr davor offenbar für ein internes Schulungsvideo zur Verfügung, die Aufnahmen wurden allerdings nicht verwendet. Das Honorar von 5000 Euro wurde auf Wallraffs Wunsch an eine Hilfsbedürftige gespendet, schreibt der "Spiegel".
Wallraff: Kein Zusammenhang mit jüngster Enthüllung
Wallraff wies jeden Zusammenhang zwischen der Kooperation mit McDonald's und seinen jüngsten Enthüllungen über Burger King zurück. "Ich habe zweimal auf McDonald's-Veranstaltungen referiert", sagte Wallraff dpa. "Beide Male habe ich mir in meiner grundsätzlichen Kritik an der Fastfood-Unkultur und auch an McDonald's keine Zurückhaltung auferlegt."
Der Enthüllungsjournalist gehörte seit den achtziger Jahren zu den härtesten Kritikern der Kette. Damals hatte er sich für sein Buch "Ganz Unten" als türkischer Arbeiter bei McDonald's eingeschlichen und über gravierende Missstände berichtet. McDonald's begründet die Zusammenarbeit mit Wallraff mit dem 25-jährigen Jubiläum des Enthüllungsbuches. Man habe dies zum Anlass genommen, auf die Kritiker zuzugehen.
>>> Bericht auf "Spiegel.de"
(sk)