Beim Karneval der Tiere: Frau Fuchs und die Kinder

Elisabeth Fuchs lädt wieder ins „Kinderfestspielhaus“, den Salzburger Flughafen.  [
Elisabeth Fuchs lädt wieder ins „Kinderfestspielhaus“, den Salzburger Flughafen. [ (c) Erika Mayer
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Die Dirigentin Elisabeth Fuchs hat vor sieben Jahren die Salzburger Kinderfestspiele gegründet. Heuer folgen 8000 Kinder ihrem Ruf zum Konzert.

Wenn der vierjährige Sohn von Elisabeth Fuchs am Salzburger Flughafen vorbeifährt, denkt er nicht an Flugzeuge oder Reisen. Für ihn ist der Flughafenterminal – wie für tausende andere junge Musikbegeisterte auch – das Kinderfestspielhaus. Der Vierjährige ist mit dabei, wenn im lichtdurchfluteten Terminal zwei die von seiner Mutter gegründeten Kinderfestspiele über die Bühne gehen. Diese Woche startete die achte Auflage des Festivals, bei dem rund 50 Musiker Kinder ab drei Jahren mit viel Spaß und Gefühl zur klassischen Musik verführen, mit dem „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saens.

Die Kinderfestspiele sind eine Erfindung der umtriebigen Dirigentin Elisabeth Fuchs: „Wer will, dass Erwachsene ins Konzert gehen, muss bei Kindern den Grundstein dafür legen“, sagt sie. Die junge Oberösterreicherin, die in Linz und Salzburg Musik studiert hat, wollte sich vor bald zehn Jahren nicht mehr mit dem Jammern über die schwindende Zahl an Konzertgehern zufriedengeben und entwickelte ihr Konzept zur Musikvermittlung.

Mit 3000 Besuchern haben die Kinderfestspiele 2007 begonnen, heuer kommen 8000 Gäste. Bei den Abo-Konzerten für Familien werden wegen des großen Andrangs an zwei aufeinanderfolgenden Tagen sechs Termine angeboten. Das bayerische Mühldorf am Inn hat die Kinderfestspiele übernommen, Städte in Schweden und Belgien wollen folgen.

Jobben beim Oktoberfest

Elisabeth Fuchs ist eine, die die Dinge anpackt. Als sie als 22-Jährige nach den Lehramtsstudien für Mathematik und Musik als nächstes Fach das Dirigieren belegte, gründete sie gleich ihr eigenes Orchester. Schließlich hatte ihr Musiklehrer Balduin Sulzer ihr gesagt, dass ein Dirigent ohne Orchester wie ein Geiger ohne Geige sei. Fuchs scharte Musiker um sich und gründete 1998 die Junge Philharmonie Salzburg. Weil das Orchester ohne große öffentliche Subventionen auskommen musste, jobbte die Musikerin unter anderem als Kellnerin beim Münchner Oktoberfest, um ihr Projekt zu finanzieren. Mittlerweile tritt die Philharmonie Salzburg auch an internationalen Häusern auf. 2004 debütierte man bei den Salzburger Festspielen. Das Orchester begleitete den Stummfilm „Das neue Babylon“ mit der Musik von Dimitri Schostakowitsch.

Die Salzburgerin geht aber auch gerne an Orte, an denen normalerweise keine Konzerte stattfinden. Derzeit träumt Fuchs von einer Aufführung der „Alpensymphonie“ als Open Air irgendwo in den Bergen. „Ich mag es, Musik in besonderen Räumen zu machen“, schwärmt sie. „Akustisch ist das immer schlechter, aber die Stimmung ist einzigartig.“ Und solche Konzerte locken Menschen an, die normalerweise mit klassischer Musik nichts anfangen können. Womit Fuchs wieder bei ihrem Herzensthema Musikvermittlung angelangt ist.

Mit den Kinderfestspielen will sie die Barrieren zur klassischen Musik abbauen. In Workshops werden Kindergarten- und Schulgruppen spielerisch auf das jeweilige Stück vorbereitet. Die Kinder und Jugendlichen können Instrumente ausprobieren, singen und tanzen. Danach folgt das Konzert, für daheim gibt es eine CD.

„Die Kinder sind ein unheimlich forderndes Publikum“, sagt Fuchs. Sie verzeihen keine Langeweile. Dafür lassen sie sich umso stärker begeistern, wenn mit Leidenschaft erzählt, gesungen und gespielt wird. Und wenn sich nach einem Kinderfestspieltag ein Bub oder Mädchen zum Querflötenunterricht anmeldet oder ein Jugendlicher seine Liebe zum Cello entdeckt, dann ist das für Fuchs der schönste Lohn für ihre Arbeit.  Beim „Karneval der Tiere“ wird sie übrigens in die Rolle des Fuchses schlüpfen. Wer sonst?

Auf einen Blick

Elisabeth Fuchs stammt aus Wartberg an der Krems (OÖ) und lebt in Salzburg. 1998 gründete sie die Junge Philharmonie Salzburg. Seit 2009 ist sie Künstlerische Leiterin der Salzburger Kulturvereinigung. 2007 gründete sie die Kinderfestspiele (heuer von 13. bis 21. Mai).

Familienkonzerte: Samstag, 17. Mai: 14 und 16 Uhr, Sonntag, 18. Mai: 11, 13, 15 Uhr; Teeniekonzert: 17 Uhr. Amadeus Terminal 2, Flughafen Salzburg. Karten: Tel. 0662/845346, info@kulturvereinigung.com.www.kinderfestspiele.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2014)

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