Sohn über KZ-Arzt Mengele: "Die Schuld wird nicht weitervererbt"

(c) AP
  • Drucken

Der Sohn des "Todesengels von Auschwitz" ist immer noch schockiert über die Taten seines Vaters. Trotzdem half er ihm unentdeckt zu bleiben: "Ich hätte ihn nicht verraten können".

Der Sohn von Josef Mengele, des "Todesengels von Auschwitz", hat in einem ersten Interview mit einer israelischen Zeitung Erschütterung über die Taten seines Vaters geäußert. "Schon zu einem frühen Zeitpunkt habe ich die schwere Schuld meines Vaters erkannt, und ich bin immer noch schockiert", sagte Rolf Mengele der Zeitung "Jediot Ahronot". Die auflagenstärkste Zeitung Israels veröffentlichte das Gespräch zum Holocaust-Gedenktag zusammen mit zwei Bildern von Mengele und dem Sohn als Jugendlichen.

Mengele, Chefarzt des Vernichtungslagers Auschwitz, war für seine Menschenversuche und seine besondere Grausamkeit berüchtigt. Er wurde nach dem Krieg weltweit gesucht, aber nie gefasst.

"Ich hätte ihn nicht verraten können"

"Ich versuche, das Leid der Opfer nachzufühlen", sagte der Sohn dem Blatt. Er habe erst mit 16 Jahren erfahren, dass sein Vater der KZ-Arzt war, der für Massenmorde an Juden verantwortlich war. "Ich habe es nie geschafft, sein Rätsel zu lösen", sagte der 64-Jährige, der als Rechtsanwalt mit Frau und drei Kindern in Süddeutschland lebt. "Wie konnte es sein, dass ein so intelligenter Mensch Teil des grausamsten Vernichtungsmechanismus der menschlichen Geschichte wurde?"

Dennoch hatte er seinem Vater - bis zu dessen Tod bei einem Badeunfall in Brasilien 1979 - geholfen, unentdeckt zu bleiben. "Er war ein Angehöriger. Ich hätte ihn nicht verraten können. Diese Möglichkeit ist für mich nie infrage gekommen." Er habe seinen Vater in seinem Leben nur zweimal getroffen, jedoch in Briefkontakt mit ihm gestanden. Mengele habe nie Reue für seine Taten geäußert und sei "zugeschnappt", sobald er das Thema Auschwitz angesprochen habe.

"Die Schuld wird nicht weitervererbt"

Der Mengele-Sohn, der den Mädchennamen seiner Frau angenommen hat, bitte das jüdische Volk, ihn wegen der Taten seines Vaters nicht zu hassen, schrieb "Yediot Ahronot". "Die Schuld wird nicht weitervererbt", sagte er. "Der einzige Weg für uns ist es, unser Leben als Schicksal anzunehmen, da wir die Vergangenheit nicht ändern können, und uns auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren." (Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.