Der Fraktionschef der europäischen Sozialdemokraten fragt sich, weshalb EVP-Kandidat Juncker nicht einmal seine eigenen Leute auf seiner Seite hat.
Der Fraktionschef der EU-Sozialdemokraten, Hannes Swoboda, stichelt gegen den konservativen Spitzenkandidaten Jean-Claude Juncker. "Ist Juncker so schwach, dass er nicht einmal seine eigenen Leute dazu bringen kann, ihm das Amt des (EU-) Kommissionspräsidenten anzubieten?", schrieb Swoboda am Donnerstag auf Twitter.
Juncker erhielt nach dem Wahlsieg seiner konservativen Europäischen Volkspartei (EVP) bei den Europawahlen am Dienstag die Unterstützung der großen Fraktionen im EU-Parlament. Der EU-Gipfel am Dienstagabend stellte sich allerdings nicht hinter Juncker. Konservative Staats- und Regierungschefs, darunter die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, wollten sich nicht auf den zuvor von ihrer Parteifamilie nominierten Kandidaten festlegen. Sozialdemokraten wie Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) stellten sich hingegen hinter Juncker.
Thorning-Schmidt als Ratspräsidentin im Gespräch
Ein Vertrauter von Jean-Claude Juncker bringt die dänische Regierungschefin Helle Thorning-Schmidt für das Amt der EU-Ratspräsidentin ins Spiel. Sie könne Teil eines Personalpakets sein, in dem der konservative EU-Spitzenkandidat Kommissionspräsident werde und der polnische Außenminister Radislaw Sikorski EU-Außenbeauftragter, so Junckers Kampagnenchef Martin Selmayr am Dienstag via Twitter.
Über die Besetzung der EU-Spitzenposten wird intensiv spekuliert und gefeilscht. Polens konservativer Regierungschef Donald Tusk sprach sich am Mittwoch für seinen Außenminister Sikorski als EU-Chefdiplomaten aus - ein Anspruch, der aus dem Lager Junckers nun offenbar unterstützt wird. Die Sozialdemokratin Thorning-Schmidt wird immer wieder für hohe EU-Posten ins Spiel gebracht. Auch der Spitzenkandidat der EU-Sozialdemokraten, Martin Schulz, soll laut Spekulationen in Brüssel mit einem wichtigen EU-Kommissarsamt betraut werden.
(APA)