Karlheinz Böhm ist tot

PK KARLHEINZ BOEHM
PK KARLHEINZ BOEHM(c) APA (BARBARA GINDL)
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Der Schauspieler und Gründer der Stiftung "Menschen für Menschen" starb nach langer schwerer Krankheit im Alter von 86 Jahren in seinem Haus in der Nähe von Salzburg.

Karlheinz Böhm, Schauspieler und Gründer der Hilfsorganisation "Menschen für Menschen" ist tot. Das bestätigte ein Sprecher von "Menschen für Menschen Österreich" am Freitag. Böhm starb am Donnerstag nach langer schwerer Krankheit in seinem Haus in der Nähe von Salzburg. Er wurde 86 Jahre alt.

Böhm war als Schauspieler Mitte der 50er-Jahre in der Rolle des jungen Kaiser Franz Joseph an der Seite von Romy Schneider in den "Sissi"-Filmen bekannt geworden. Nach einem Afrika-Besuch in den 1970ern wurde er zum Entwicklungshelfer: Bis 2011 war er an der Spitze der 1981 von ihm gegründeten Hilfsaktion für Äthiopien, "Menschen für Menschen" gestanden. Seitdem hatte seine Frau Almaz Böhm den Stiftungsvorsitz inne.

Lange, schwere Krankheit

Böhm war bereits seit langer Zeit krank, seine Stiftung führte seit einigen Jahren seine äthiopische Frau Almaz. Im vergangenen Dezember hatte sie den hauptamtlichen Vorstandsvorsitz abgegeben, um sich um ihren schwer kranken Mann zu kümmern. In einer Aussendung der Hilfsorganisation nannte sie ihn "Vorbild und Motivation". Er habe ihr den Glauben geschenkt, dass ein einzelner Mensch sehr viel Positives bewirken kann: "So schwer mich sein Verlust trifft, so sehr gibt mir der Glaube an seine Vision Kraft, sein Lebenswerk weiterzuführen."

Der Sohn eines Dirigenten und einer Sopranistin nach seinem ersten Engagement an der Burg Auftritte am Theater in der Josefstadt sowie Bühnengastspiele in München, Frankfurt, Berlin und Zürich. Zeitgleich begann in den 50er-Jahren auch Böhms Filmkarriere als Star von unzähligen, meist kommerziellen Unterhaltungsproduktionen wie Ernst Marischkas "Sissi"-Trilogie (1955-1957).

Imagewechsel in den 1960ern

Das Image als Schwiegermutters Liebling versuchte er mit Filmen im Ausland zu konterkarieren, in den 1960er startete er noch einmal ein Comeback auf der Bühne und vor der Kamera u.a mit unter Rainer Werner Fassbinders Regie entstandenen Filmen "Martha" (1973), "Faustrecht der Freiheit" (1974) und "Mutter Küsters Fahrt zum Himmel" (1975).

1960 spielte er - als Carl Boehm - im Thriller "Peeping Tom" die Hauptrolle des psychopathischen Killers Mark Lewis. Der damals kontroversielle Film gilt mittlerweile als Klassiker und hat auf Film-Website "Rotten Tomatoes" die exzellente Wertung von 95 Prozent. Für "Menschen für Menschen" (MfM) gab er dann 1983 seine Schauspielkarriere gänzlich auf.

Legendäre Wette

1981 hatte Böhm bei einem Aufruf in der TV-Sendung "Wetten, dass..?" gewettet, dass "nicht einmal jeder dritte Zuschauer eine Mark, einen Schweizer Franken oder sieben österreichische Schilling für die notleidenden Menschen in der Sahelzone spendet". Er gewann die Wette - aber es kamen dennoch umgerechnet 8,4 Millionen Schilling zusammen, die den Grundstock für seine Organisation bildeten. Im Rahmen von MfM wurden Hunderte Brunnen gebohrt, über 300 Schulen eröffnet, mittels Kleinstkrediten die Selbstständigkeit für Frauen ermöglicht und gegen die Beschneidung von Mädchen angegangen. In sechs Projektgebieten habe die äthiopische Bevölkerung bereits die Verantwortung übernommen, mehr als 5 Millionen Menschen würden mittlerweile von Böhms Lebenswerk profitieren, so MfM am Freitag.

In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Diskussionen um die Stiftung, nachdem ihr ein ehemaliger Großspender MfM Verschwendung und mangelnde Transparenz vorwarf. Almaz Böhm wies die Kritik stets zurück, man beauftragte eine externe Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und zeigte den früheren Förderer wegen Verleumdung an. Auf eigenen Wunsch will Böhm ab sofort als Schirmherrin der Hilfsorganisation fungieren und ausschließlich repräsentative Funktionen wahrnehmen.

Für seinen langjährigen Einsatz in der Hilfe zur Selbsthilfe wurde Karlheinz Böhm 2002 das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen, im Jahr darauf wurde er zum Ehrenbürger Äthiopiens ernannt. 2008 bekam er die "Berlinale-Kamera" sowie den Hundertwasser-Preis.

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(APA)

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Nach dem Tod von Karlheinz Böhm ist künftig Almaz Böhm die Schirmherrin des Vereins. Er hatte seiner Frau bereits 2011 den Stiftungsvorsitz übergeben.

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