"Das wird eine Weltmeisterschaft der Strapazen"

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Die WM-Testspiele vor Brasilien fordern ihre Opfer. Ein Mexikaner und ein Italiener erlitten Beinbrüche.

Wien. Die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien hat schon längst erste Opfer gefordert. Und es ist zu befürchten, dass noch weitere bis zur Eröffnung am 12.Juni (Brasilien gegen Kroatien in São Paulo) folgen werden. Der Konkurrenzkampf ist groß, viele Teamchefs haben ihre endgültigen Aufgebote noch nicht bekannt gegeben, müssen ihre Kader noch weiter reduzieren. Hinzu kommt, dass für viele (Europa-)Legionäre die Strapazen in den vergangenen Wochen sehr hoch waren.

Die 32 Teamchefs, die in Brasilien für sportliche Erfolge verantwortlich zeichnen, müssen die Zeit nützen, um ihre Mannschaften in einem optimalen Zustand in das Turnier schicken zu können. Das erfordert noch einmal unglaubliche Kraftakte. Denn in Brasilien warten klimatische Bedingungen, die nicht einfach zu bewältigen sein werden. Jürgen Klinsmann, der US-Teamchef, warnt jetzt schon vor einer „WM der Strapazen“, Deutschlands Joachim Löw schließt sich dieser Einschätzung an.

Manche Mannschaften greifen zu eher ungewöhnlichen Methoden. Die Italiener brüten während des Trainings in einem saunaartigen Holzschuppen, Englands Profis haben selbst an der Algarve die feuchte Wärme im Norden Brasiliens mit drei Lagen Bekleidung samt Haube simuliert. Der viermalige Weltmeister Italien will in diesem Zusammenhang seinen Erfahrungsvorsprung vom Confederations Cup aus dem vergangenen Sommer nutzen. „Es ist mir vorher noch nie passiert, dass acht von elf Spielern um ihre Auswechslung bitten“, berichtet Trainer Cesare Prandelli. Aber auch für solche Schwierigkeiten hat Jürgen Klinsmann vorerst einen Ratschlag parat. Der US-Coach will alles so nehmen, wie es eben ist. „Teams, die wegen Kleinigkeiten anfangen herumzuheulen, werden Probleme bekommen.“

Herumzuheulen und mit Schmerzen umzugehen, das sind allerdings auch zwei Paar Schuhe. Denn die Vorbereitungsspiele haben es zum Teil so in sich, dass Spieler vereinzelt schwere Verletzungen davontragen. So hat Mexiko (El Tri) zwar das interne Duell mit Ecuador im AT&T-Stadion in Arlington im US-Bundesstaat Texas mit 3:1 gewonnen, letztlich aber war es ein Pyrrhussieg. Und die mexikanischen Spieler wendeten sich auf dem Platz schockiert ab. Denn Mittelfeldspieler Luis Montes brach sich bei einem Zusammenstoß mit dem Ecuadorianer Segundo Castillo das rechte Schien- und Wadenbein. Castillo trug bei dieser Aktion eine Bänderverletzung im Knie davon, sein WM-Einsatz ist stark gefährdet.

Den Faden verloren

Auch das italienische Team ist schockiert, das 0:0 gegen Irland wurde von einer schweren Verletzung von Mittelfeldspieler Riccardo Montolivo überschattet. Der 29-Jährige hat sich einen Schienbeinbruch zugezogen und fällt damit für die Endrunde in Brasilien aus.

Gegen Irland in London präsentierte sich die als Titel-Mitfavorit geltende Squadra Azzurra mit nur wenigen Stammspielern in der Startelf zudem noch nicht in WM-Form. Durch die Verletzung Montolivos verlor das Team nach einem guten Beginn den Faden. Danach erarbeiteten sich die Azzurri einige Chancen, blieben aber in der Defensive anfällig und hatten bei einem Lattentreffer Irlands in der 78. Minute Glück.

Neben dem schwachen Auftritt seiner Mannschaft machte Teamchef Cesare Prandelli vor allem der Ausfall seines Leistungsträgers Montolivo Sorgen. „Die Partie war durch diese Verletzung beeinflusst, wir waren danach schockiert. Er ist für uns eine Schlüsselfigur auf und neben dem Platz“, sagt der Coach. Auch der eingewechselte Alberto Aquilani bekam kurze Zeit später einen Schlag gegen den Kopf und musste in ein Krankenhaus gebracht werden, dürfte aber bald wieder fit sein.

Was ist mit Cristiano Ronaldo?

In Portugal sorgt man sich indes um Cristiano Ronaldo. Der Champions-League-Sieger laboriert seit Wochen an Schmerzen in Knie und Oberschenkel, im Testspiel gegen Griechenland (0:0) wurde der Superstar jedenfalls geschont. Der 29-Jährige selbst gibt keinerlei Auskünfte über seinen Gesundheitszustand. Teamchef Paulo Bento hatte bereits vor dem Testspiel gesagt, dass es keinen Termin für ein Comeback von Ronaldo geben würde, worauf in Portugal die Sorgen um den Star größer wurden.

„Wir wollen erreichen, dass wir möglichst unberechenbar sind. Dazu gehört, dass wir in bestimmten Momenten einmal ohne Spieler auskommen müssen, die sonst zum Stamm der Nationalelf gehören“, erklärt Bento. „Das gilt nicht allein für Cristiano.“ Gegen Griechenland wurde auch Pepe geschont. Aber vor allem ohne Ronaldo ist Portugal nur die Hälfte wert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2014)

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