Online-Handel: Österreicher kaufen zur Hälfte im Ausland

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Handelsobfrau Lorentschitsch fordert gleiche Rahmenbedingungen zwischen den Ländern. Der Online-Umsatz legte seit 2010 um ein Drittel zu.

Für den heimischen Einzelhandel spielt das Internet eine immer größere Rolle, und zwar sowohl zur Präsentation als auch zum Verkauf von Waren: Die KMU Forschung Austria hat darum nach 2007 und 2011 neuerlich eine umfassende Analyse des heimischen Internet-Einzelhandels durchgeführt. Demnach hat der Online-Umsatz  in den vergangen drei Jahren um 30 Prozent zugelegt. Die Studie zeigt aber auch, dass mehr als die Hälfte der Umsätze bei ausländischen Anbietern gemacht wird.

Für Handelsobfrau Bettina Lorentschitsch ein Wermutstropfen: "Die heimischen Unternehmen decken mit 2,9 Milliarden Euro nämlich nur knapp die Hälfte der Internet-Ausgaben der Österreicher ab, während die zweite Hälfte - ebenfalls rund 3 Milliarden Euro - in den ausländischen Internet-Einzelhandel bzw. auch zu (Marken-) Herstellern fließt ".

Faire Rahmenbedingungen gefordert

Daher brauche es es faire Bedingungen für den österreichischen Handel. "Ich fordere von der österreichischen und der europäischen Politik faire, d.h. gleiche Rahmenbedingungen auf allen Ebenen. Außerdem appelliere ich an die Lieferanten, faire Konditionen mit dem heimischen Handel zu vereinbaren. Nur so wird auch in Zukunft eine vielfältige Handelslandschaft bestehen bleiben können", sagte Lorentschitsch. 

Der Brutto-Jahresumsatz im heimischen Internet-Einzelhandel ist 2013 auf rund 2,9 Milliarden Euro gestiegen, was bereits 4,5 Prozent des gesamten Einzelhandelsvolumens in Österreich entspricht. Die Entwicklung sei damit extrem dynamisch, der Umsatz des österreichischen Internethandels sei innerhalb von nur drei Jahren um 30 Prozent gewachsen", so Ernst Gittenberger, Handelsexperte der KMU Forschung Austria.

Multichanneling im Vormarsch

Ein Grund dafür ist auch, dass das Multichanneling, die Kombination von Ladengeschäft und Online-Shop, auf dem Vormarsch ist. 65 Prozent der Umsätze im heimischen Internet-Einzelhandel entfallen auf die Online-Shops von stationären Einzelhandelsunternehmen (25 Prozent auf den „klassischen" Versandhandel und ein Zehntel auf den reinen Internethandel).

Laut der aktuellen Internet-Einzelhandelsstudie verfügen bereits 90 Prozent der Einzelhandelsunternehmen in Österreich über einen Internet-Zugang, 70 Prozent betreiben eine Webseite. Auch die Zahl der Onlineshops hat sich seit 2010 vergrößert: Mittlerweile verkaufen 19 Prozent bzw. rund 7500 Einzelhandelsunternehmen ihre Produkte online. 2010 waren es noch 5.700.

Im Jahr 2013 haben bereits 57 Prozent der Konsumenten per Mausklick eingekauft - um 90 Prozent mehr Jahr 2006. Neben dem Umsatz des heimischen Internethandels sind auch die Ausgaben von Herrn und Frau Österreicher für die Interneteinkäufe deutlich gestiegen: Im Jahr 2013 haben die Online-Shopper bereits knapp sechs Milliarden Euro im Netz ausgegeben. Im Jahr 2006 waren es 1,5 Milliarden.

Unterschiedliche Branchen-Entwicklung

Betrachtet man die einzelnen Branchen, die im Internet Produkte zum Verkauf anbieten, so tritt eine von Branche zu Branche sehr unterschiedliche Entwicklung zu Tage: „Die größten Umsatzzuwächse kann der Lebensmittelhandel verzeichnen, der im Jahr 2013 online 220 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften konnte. Im Jahr 2006 waren es noch 20 Millionen Euro. Obwohl der Lebensmittelhandel in nur sieben Jahren 11 Mal so viel Umsatz erzielen konnte, beträgt der Umsatz gemessen am Gesamtumsatz der Branche lediglich ein Prozent", erläutert Ernst Gittenberger die Ergebnisse der Erhebung.

Im Computerhandel hat sich der Umsatz beispielsweise im Vergleich dazu „nur" knapp mehr als verdoppelt - von 80 Millionen im Jahr 2006 auf 170 Millionen Euro im Jahr 2013 - gemessen am Gesamtumsatz der Branche beträgt der Anteil der übers Netz umgesetzt wird, aber bereits 21 Prozent.

(red.)

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