Nova Rock: Eine Party (beinahe) wie 1999

Fred Durst von Limp Bizkit
Fred Durst von Limp Bizkit(c) Presse Digital (Maciej Palucki)
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Zeitgeist und Zeitreise zu Beginn des zehnten Nova-Rock-Festivals – größer konnten die Gräben nicht sein: Casper und Gerard begeisterten mit deutschsprachigen Indie-Rap; die amerikanische Crossover-Kapelle Limp Bizkit lud zur Wurlitzer-Show.

Natürlich kann man über die Eventisierung von Rockmusik schreiben, über die kontrollierte Anarchie eines Wochenendes als Teil der Leistungsgesellschaft, über Kommerz, Konsum und Rockstars als Animateure im Cluburlaub für Junge oder Junggebliebene . . . Oder man schreibt über einen magischen Moment, der fast im Vorbeigehen passiert: den Auftritt von Gerard am Nova Rock Festival in der Nachmittagssonne von Nickelsdorf.

Gerard beim Nova Rock: Kleiner Triumph

Dabei waren die Voraussetzungen für den Wiener Rapper nicht die einfachsten. Zum einen die Bühne: Der von einem Energy-Drink-Hersteller gesponserte „Brandwagen" - eine kleine Musikoase zwischen den monströsen Bühnen des Nova Rock. Zum anderen der Inhalt: Wie viele Festivalbesucher wollen wirklich nachdenklichen Worten lauschen? Das intime Konzert vor rund 200 Text sicheren Zuschauern wurde dennoch zum kleinen Triumph. Das liegt auch am sympathischen Understatement des jungen Gerard: „Kann nichts erkennen, diese Sonne blendet, bin von hier an blind. Manchmal läuft alles so mittelmäßig, aber immerhin", heißt es etwa in seinem wohl bekanntesten Lied „Atme die Stadt". Das hatte der gebürtige Welser gemeinsam mit der deutschen Formation OK Kid aufgenommen.

Deren Landsmann Casper mobilisierte am Freitagabend auf der Hauptbühne die Massen. „Ich will euch hüpfen sehen", schrie der populäre Rapper mit krächzender Stimme. Und dabei hatte er noch nicht einmal die Bühne betreten. Eine Stunde später, nach einer gleichermaßen umjubelten wie schweißtreibenden Darstellung, bedankte sich Casper auf eine für Musikstars ungewohnt ehrliche Art: „Wir haben heute vielleicht nicht so gut hineingepasst wie andere Bands." Gemeint waren die üblichen Verdächtigen des Festivalzirkus.

Limp Bizkit: Hits aus dem Wurlitzer

Diese fehlten auch beim zehnten Nova Rock nicht. Am Freitag hießen sie Limp Bizkit und The Prodigy. Fred Durst, vollbärtiger Frontmann der Crossover-Kapelle Limp Bizkit, ist mittlerweile 43. Dass seine Band auch 15 Jahre nach dem kreativen Höhepunkt (dem Album „Significant Other" mit der Single „Nookie") noch derartig die Massen anzieht, war dem Amerikaner schon beinahe suspekt. Er verneigte sich vor den Zehntausenden Besuchern und bedankte sich artig. Auch mit Intermezzi aus dem Wurlitzer. Die Titelmelodie der TV-Serie „Knight Rider" hier, „It's Your Birthday" von 50 Cent dort. Mit der Hair-Metal-Klamaukband Steel Panther sang er zur Krönung noch „You Really Got Me" von den Kinks. Hits, Hits, Hits.

Die hatte auch der Headliner des Abends zur Genüge mitgebracht: The Prodigy. In den 1990ern hatte die britische Gruppe auf Alben wie „The Fat of the Land" die elektronische Musik mit Rock hybridisiert, das war damals zeitgemäß. In Nickelsdorf absolvierten sie einen gut gemeinten Best-Of-Auftritt.

In diesem Sinn geht es mit David Hasselhoff und Iron Maiden (Samstag) sowie Soundgarden und Bad Religion (Sonntag) weiter. Zum Finale des Festivals um 22.30 Uhr tritt Ozzy Osbourne mit Black Sabbath konkurrenzlos auf: Die anderen Bühnen machen für den Fürsten der Finsternis dicht.

("Die Presse am Sonntag", Print-Ausgabe, 15.06.2014)

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